Ansprache von Nuntius Eterovic bei der Vesper in der Wallfahrtskapelle von Etzelsbach

Wallfahrtskapelle zu Etzelsbach, 13. Juni 2021

„Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt“ (1 Petr 3,5).

Hochwürdiger Mons. Stubenitzky,
verehrte Mitbrüder im priesterlichen und diakonischen Dienst,
sehr geehrte Ordensleute,
liebe Schwestern und Brüder!

Der Einladung, mit Ihnen heute diese Vesper zu feiern, bin ich gerne gefolgt. Die Wallfahrtskapelle von Etzelsbach im schönen Eichsfeld ist bis heute und über viele Generationen ein Haltepunkt der Gläubigen in vielfältig schwierigen Zeiten. Ganz gleich, ob die Ideologien des 20. Jahrhunderts oder die noch nicht überstandene Covid19-Pandemie, „viele Menschen sind Jahrhunderte hindurch zu Maria gepilgert, um vor dem Bild der Schmerzensreichen – wie hier in Etzelsbach – Trost und Stärkung zu finden“, wie Papst Benedikt am 23. September 2011 gesagt hat, als er mit den Gläubigen hier die Vesper feierte.

Insofern ist es schön, wenn ich heute als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in Deutschland zu Ihnen komme, um Euch die herzlichen Grüße des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche überbringe und Euch in seinem Namen ermuntere, treue Zeugen Jesu Christi und eifrige Missionare Seines Evangeliums zu sein. Die selige Jungfrau Maria, die Mutter Jesu und Mutter der Kirche, geht mit Euch!

Bei seiner Ansprache hat Papst Benedikt XVI. die Besonderheit der Etzelsbacher Pietà hervorgehoben, wo das mütterliche Herz Mariens ganz und gar dem Herzen Jesu zugewandt ist. Das christliche Leben vollzieht sich vor allem im Gebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten (vgl. Mt 22,34-40). Wenn Gottes Kraft euch behütet, dann ist diese Kraft seine Liebe zu uns. Daran glauben wir und hoffen, dass wir durch die Liebe bis zum Ende (vgl. Joh 13,1), die der Herr Jesus den Seinen erwiesen hat, zum Heil gelangen und zum ewigen Leben in der Gemeinschaft der Heiligen und der seligen Schau des dreieinen Gottes. Den Weg dorthin hat Papst Benedikt XVI. hier in Etzelsbach deutlich gemacht: „Nicht die Selbstverwirklichung, das sich selber Haben- und Machen-Wollen schafft die wahre Entfaltung des Menschen, wie es heute als Leitbild modernen Lebens propagiert wird, das leicht zu einem verfeinerten Egoismus umschlägt. Vielmehr ist es die Haltung der Hingabe, des sich Weggebens, die auf das Herz Marias und damit auf das Herz Christi ausgerichtet ist und auf den Nächsten ausgerichtet ist und so uns erst uns selber finden läßt“.

Wir kennen alle die Wendung von Papst Benedikt: „Wer glaubt, ist nie allein“. Gerade an Orten, wohin sich die Menschen als Pilger aufmachen, können wir das erleben. So auch an diesem Gnadenort im Eichsfeld. Die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden, wo sich alle dem Einen und Einzigen zuwenden, von dem alleine Rettung kommt, pilgert durch die Zeit zur Ewigkeit. Dabei finden wir uns nicht selten auf einem Kreuzweg und auch unvermittelt unter dem Kreuz. Schauen wir auf den Gekreuzigten und auf seine Mutter. „Im Moment seiner Aufopferung für die Menschheit macht er Maria gleichsam zur Vermittlerin des Gnadenstroms, der vom Kreuz ausgeht. Unter dem Kreuz wird Maria zur Gefährtin und Beschützerin der Menschen auf ihrem Lebensweg“.

Auf diesem Lebensweg der Kirche und dem Pilgerweg des Glaubens möge auf die Fürsprache der Gottesmutter jedem von Euch gelten: „Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt“ (1 Petr 3,5). Amen.



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