Grußwort von Nuntius Eterovic beim Festakt zum Wechsel der Guardini Professur für Religionsphilosophie und Kath. Weltanschauung

Humboldt-Universität zu Berlin, 4. Dezember 2019

Sehr geehrter Herr Dekan Prof. Dr. Markschies,
verehrter Prof. Michael Rutz von der Guardini-Stiftung,
sehr geehrter Herren Professoren Dr. Perone und Dr. Helmrath,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

mit Freude bin ich der Einladung in die Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin gefolgt, um den Wechsel der Guardini Professur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung von dieser ehrwürdigen Fakultät für Evangelische Theologie an das neugegründete Zentralinstitut für Katholische Theologie an dieser verdienstreichen Universität zu begehen. So darf ich zunächst Ihnen allen die Grüße des Heiligen Vaters Franziskus überbringen, der, wie Sie sicher wissen, in besonderer Weise der Person und dem Werk von Romano Guardini verbunden ist. Danken möchte ich der Theologischen Fakultät und Herrn Dekan Prof. Dr. Markschies an ihrer Spitze für die Beheimatung dieser Professur seit dem Jahre 2005. Dem Gründungsdirektor des Zentralinstituts für Katholische Theologie, Herrn Prof. Dr. Helmrath, danke ich nicht nur dafür, sich der Mühen um diese Neugründung unterzogen zu haben, sondern auch für die gelungene Arbeit, die Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet haben. Der Guardini-Stiftung bin ich für die vielfältige Unterstützung dankbar, nicht zuletzt dafür, diese Professur auch ökumenisch mitgestaltet zu haben, was auch in Zukunft so bleiben soll.

„Glaube und Vernunft (Fides et ratio) sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt“, so schreibt Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Fides et ratio vom 14. September 1998 (1). Wenn Religion und Vernunft betrachtet werden, so geht es nicht um zwei grundverschiedene Dimensionen des Menschlichen, sondern in ihrer wechselseitigen Verwiesenheit bringen sie etwas Wesentliches zum Leuchten, was mit Fülle zu tun hat und wo das Schriftwort anschaulich wird, wenn Jesus Christus sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Christliche Theologie ist keine Mangelverwaltung, sondern ein Schöpfen aus einer Fülle und mit der Begeisterung, den Menschen von dieser Fülle Zeugnis zu geben. Diesen Zusammenhang greift Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben vom 24. November 2013 Evangelii gaudium auf und zitiert dort namentlich Romano Guardini, wenn er schreibt: „Bisweilen frage ich mich, wer diese sind, die sich in der heutigen Welt wirklich dafür einsetzen, Prozesse in Gang zu bringen, die ein Volk aufbauen; nicht, um unmittelbare Ergebnisse zu erhalten, die einen leichten politischen Ertrag schnell und kurzlebig erbringen, aber nicht die menschliche Fülle aufbauen. Die Geschichte wird die letzteren vielleicht nach jenem Kriterium beurteilen, das Romano Guardini dargelegt hat: »Der Maßstab, an welchem eine Zeit allein gerecht gemessen werden kann, ist die Frage, wie weit in ihr, nach ihrer Eigenart und Möglichkeit, die Fülle der menschlichen Existenz sich entfaltet und zu echter Sinngebung gelangt «“ (EG 224).

Die Entfaltung der menschlichen Existenz und die Suche nach authentischer Sinngebung war Guardinis Anliegen auch in seiner Zeit in Berlin von 1923 bis zur Aufhebung seiner Professur an dieser Universität durch die Nationalsozialisten im Jahr 1939. Wenn wir heute, 80 Jahre später, hinsichtlich der Professur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung einen Wechsel begehen, so sollen nur die Räume gewechselt werden, jedoch nicht die Inhalte. Und in diesem Sinne bleiben diese Theologische Fakultät und das neue Zentralinstitut in gewissem Sinne die Heimat der Guardini Professur unter dem einenden Dach der Humboldt-Universität zu Berlin und im gemeinsamen christlichen Glauben an die Wahrheit des fleischgewordenen Wortes Gottes, der will: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).

 

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