Grußwort von Nuntius Eterovic zur Sonderausstellung "Rassismus" im Deutschen Hygienemuseum in Dresden

Dresden, 14. November 2018

Sonderausstellung „Rassismus - Die Erfindung von Menschenrassen"
Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 14. November 2018

Das christliche Menschenbild beruht auf einer zentralen Aussage: Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll - jeder Mensch hat von Gott her eine Würde verliehen bekommen, die ihm nicht genommen werden darf. Diesem christlichen Grundsatz widerspricht es, Menschen in verschiedene Rassen einzuteilen und aus dieser Unterscheidung eine rechtliche, soziale oder kulturelle Ungleichheit und Ungleichbehandlung herzuleiten.

Die Ausstellung fragt an, sie fragt die Wissenschaft und sie fragt uns selbst an. Die Ausstellung will helfen, lang gehegte Irrtümer zu beseitigen und über die Verantwortung der Menschheitsfamilie ins Gespräch zu kommen. Dieses Anliegen und den damit verbundenen gedanklichen Ansatz begrüße ich sehr.

Die Ausstellung fällt nicht mit der Tür ins Haus, sie beginnt nicht mit den rassistischen Erfahrungen und Übergriffen unserer heutigen Zeit. Sondern sie zeigt zuerst auf, wie Menschen seit dem 18. Jahrhundert versucht haben, eine Einteilung von Menschen nach Rassen wissenschaftlich zu begründen, vorzunehmen und zu verfestigen. Sie zeigt auf bedrückende Weise, mit welcher Menschenfeindlichkeit und -verachtung solche Bestrebungen einhergehen können. Und sie bringt gleichzeitig die wissenschaftliche Antwort, dass es so etwas wie „Menschenrassen" nicht gibt.

Mich beeindruckt, dass jeder der vier Räume, durch die die Ausstellung uns führt, seinen eigenen Charakter entfaltet. Während der dritte Raum das vermeintlich Fremde thematisiert, will der vierte Raum zum Gespräch einladen und anregen. Dabei verdeutlicht auch dieser letzte Raum, wie schwer es sein kann, über das zukünftige Zusammenleben der Menschheitsfamilie ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. Filmsequenzen, die in den Nischen an der Peripherie des Raumes zu sehen sind, lassen eine Sprache der Ablehnung und des Hasses erkennen. Es ist, als würde uns dieser vierte Raum zurufen: Kommt in die helle Mitte jenseits der Papp-Palisaden und sprecht miteinander.

Die Ausstellung ist mit dem christlichen Menschenbild gut vereinbar. Sie will mahnen und sie erinnert daran, dass wir - über viele Völker und Kulturen hinweg - als eine Menschheitsfamilie die gemeinsame Verantwortung in uns tragen, ein friedliches, gerechtes und nachhaltiges Zusammenleben für die Zukunft zu gestalten. Ich danke dem Deutschen Hygienemuseum für diese Ausstellung und wünsche, dass von dieser noch viele gute Impulse ausgehen.

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