Predigt von Nuntius Eterovic am 28. Sonntag im Jahreskreis

Apostolische Nuntiatur, 15. Oktober 2023

(Jesaja 25, 6-10; Psalm 22; Philipper 4, 12-14.19-20; Matthäus 22, 1-14)

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.“ (Mt 22, 2).

Liebe Schwestern und Brüder,

das Evangelium an diesem 28. Sonntag im Jahreskreis stellt uns vor Augen, dass Gott Vater alle Völker zur Feier der Hochzeit seines Sohnes einladen will. (I) Die ersten Gäste, die eingeladen wurden, lehnten jedoch ab. Das ermöglicht es, nun die Heiden anzusprechen (II). Aber auch sie müssen ein Hochzeitsgewand anziehen, um am besagten Festmahl teilzunehmen (III). Öffnen wir unsere Herzen für den Heiligen Geist, damit wir verstehen können, was der Herr uns sagen will, und um die Kraft zu haben, es in unserem christlichen Leben zu erfüllen.

I) Der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben (vgl. Jes 25,6)

Gott will uns durch sein Wort im Buch des Propheten Jesaja Hoffnung schenken. Diese Hoffnung hat verschiedene Aspekte.
- Die Großzügigkeit Gottes wird symbolisiert durch das Festmahl. Oft steht es in der Bibel für die Freude über die Fülle der Güter und die Gemeinschaft zwischen den Menschen und Gott. Es wird ein Festmahl mit „feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen“ (Jes 25,6) sein, zu dem alle Völker geladen sind.
- Das Glück der Menschen ist das Ziel dieses Handelns Gottes. Mit seinem eschatologischen Festmahl will Gott „die Hülle, die alle Völker verhüllt“ (Jes 25,7) zerreißen, die Menschen von religiöser Unwissenheit befreien und sie die Liebe zu Gott und zum Nächsten entdecken lassen. In der eschatologischen Ära werden zudem Tod und Leid beseitigt. „Er hat den Tod für immer verschlungen und GOTT, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen“ (Jes 25,8).
- Der Lobgesang der Dankbarkeit. Die Menschen werden sich des Heilswillens Gottes bewusst: „auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der HERR, auf ihn haben wir gehofft“ und geben eine freudige Antwort: „Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat.“ (Jes 25,9).

II) „Ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!“ (Mt 22,9).

Im Evangelium nach Matthäus beschreibt Jesus, dass Gott, sein Vater, sein Volk zur Hochzeit seines Sohnes einlädt. Zunächst stößt er auf Ablehnung, also schickte er seine Diener erneut aus, um nun mit überzeugenden Argumenten einzuladen: „Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!“ (Mt 22,4). Leider war die Reaktion der Gäste wieder negativ. Einige zogen es vor, ihren Geschäften nachzugehen, zum Beispiel auf dem Feld zu arbeiten. „Wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.“ (Mt 22,6).

Die Vertreter des jüdischen Volkes, die Hohenpriester und Ältesten des Volkes, verstanden, dass sie mit diesem Gleichnis gemeint waren. Die ersten Gäste auf der Hochzeit waren die Angehörigen des auserwählten Volkes. Jahwe hatte wiederholt ähnliche Einladungen an die Juden gerichtet, jedoch mit enttäuschendem Ergebnis, wie Jesus selbst bezeugte: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt.“ (Mt 23,37). Angesichts der Gewalttätigkeit einiger der Eingeladenen deutete Jesus in dem Gleichnis nicht nur an, dass der König seine Truppen schicken würde, um die Mörder zu bestrafen. Er nahm auch die Zerstörung ihrer Stadt, der heiligen Stadt Jerusalem, vorweg, die im Jahr 70 n. Chr. von den römischen Soldaten in Brand gesteckt wurde.

Die Ablehnung durch die Mehrheit des auserwählten Volkes ermöglichte die Einladung an die Heiden. Im Gleichnis befahl der König, verärgert über die Ablehnung, seinen Dienern: „Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!“ (Mt 22,8f.). Diese Worte des Herrn weisen darauf hin, dass nach seinem Tod und seiner Auferstehung die Einladung zur Hochzeit an alle Völker der Welt gerichtet sein wird; allen wird das Evangelium des Heils verkündet werden.

Dieses Gleichnis ist auch in unserer Zeit gültig. Es lässt sich gut auf viele Christen beziehen, die oft nur dem Namen nach getauft sind, aber ihren Glauben nicht praktizieren. Könnte man nicht auch viele dazuzählen, die die Kirche verlassen, sogar formell, weil die Einladung des Vaters zur Hochzeit seines Sohnes, zu den Sakramenten der Kirche, insbesondere zur Heiligen Messe, für sie keine Bedeutung mehr hat? Manche werden sogar gewalttätig den Gesandten des Herrn gegenüber.
Traurigerweise wurden auch im Jahr 2022 18 Missionarinnen und Missionare aus Hass auf den Glauben in der Welt getötet: 12 Priester, ein Ordensmann, drei Ordensfrauen, ein Seminarist und ein Laie. Und es gibt noch andere Formen von verbaler und schriftlicher Gewalt, mit denen Menschen verletzt und moralisch getötet werden können.

III) Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt. (Matthäus 22,14.

Unter den Gästen des Hochzeitsmahls, die den Saal füllten, waren „Böse und Gute“ (Mt 22,10). Schon in dieser Beschreibung können wir die Bedeutung des Hochzeitskleides entdecken. Wir können uns vorstellen, dass der König in seiner Großzügigkeit Hochzeitsgewänder für die plötzlich versammelten Gäste zur Verfügung gestellt hatte. Deshalb war er überrascht, dass einer von ihnen es nicht trug, ohne erklären zu können warum. Der König ordnete seine Bestrafung an: Er wurde aus dem Festsaal entfernt und „in die äußerste Finsternis“ hinausgeworfen. (Mt 22,13).

Liebe Brüder und Schwestern, dies ist natürlich ein symbolisches Bild. Aber Jesus zeigt uns damit, dass wir uns vorbereiten und das Hochzeitsgewand anziehen müssen, um am Festmahl des Königssohns, der Eucharistie, teilzunehmen. Für die Christen steht dieses Gewand für die Gnade Gottes, die der Vater uns aus freien Stücken geben möchte, wenn wir ihm unser Herz öffnen und an seinem Heilsplan mitarbeiten. Leider kann das Hochzeitsgewand durch die Sünde beschädigt werden oder sogar verloren gehen. Abhilfe finden wir jedoch in der Buße, mit der wir jede Heilige Messe beginnen, und für schwere Sünden im Sakrament der Versöhnung, durch das Gott die verlorene Gnade in uns wiederherstellt und uns erneut das Hochzeitsgewand geben möchte, damit wir würdig an der Hochzeit seines einzigen Sohnes Jesus Christus teilnehmen können.

Der Schlusssatz des Evangeliums: „Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt“ (Mt 22,14) macht uns bewusst, dass das Heil nicht automatisch erreicht wird. Es reicht nicht aus, dem auserwählten Volk anzugehören, um am eschatologischen Festmahl teilzunehmen. Sowohl Juden als auch Christen müssen mit der Gnade Gottes zusammenarbeiten, um gerettet zu werden. Dies schmälert nicht den Willen Gottes, alle Menchen zu retten (vgl. 1 Tim 2,4), sondern unterstreicht die Verantwortung eines jeden, persönlich und als Mitglied der Gemeinschaft, die Gabe Gottes anzunehmen und Frucht zu bringen. Nach dem heiligen Hieronimus „fasst der Herr mit diesem kurzen Satz alle seine Gleichnisse zusammen, denn in den Gleichnissen von der Arbeit im Weinberg, vom Hausbau und vom Hochzeitsmahl geht es nicht um den Anfang, sondern um das Ende“ (Kommentar zum Evangelium nach Matthäus).

Vertrauen wir diese Überlegungen der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, der Mutter Jesu und der Mutter der Kirche, an, damit wir die Einladung zur Hochzeit ihres Sohnes Jesus zu schätzen wissen (vgl. Mt 22,2) und mit Sorgfalt auf unser Hochzeitskleid achten, um würdig an der Eucharistie teilzunehmen, Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Amen

Zurück