Predigt von Nuntius Eterovic am 3. Ostersonntag

Konkathedrale und Basilika St. Peter zu Dillingen, 14. April 2024

(Apg 3,13-15.17-19; Ps 5; 1 Joh 2,1-5; Lk 24,15-32)

„Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen“ (Lk 24,46).

Liebe Schwestern und Brüder!

Christus ist auferstanden!

Diese frohe Kunde erfüllt unsere Herzen voller Freude. Sie bietet allen Christen weltweit den Grund für die unbesiegbare Hoffnung. Gemeinsam mit den Engeln rufen auch wir voller Staunen: „Er ist auferstanden, wie er gesagt hat“ (Mt 28,6). Der Tod hatte nicht das letzte Wort: er wurde im Ostergeheimnis durch das Leiden und den Tod am Holz des Kreuzes und durch die Auferstehung aus dem Grab besiegt. Kraft der göttlichen Barmherzigkeit wurde sein Tod in die Quelle ewigen Lebens verwandelt. Diese unerwartete, doch staunenswerte Wahrheit zeigt, dass der auferstandene Herr stärker ist als die Dunkelheiten dieser Welt, stärker auch als die zerstörerischen Kräfte der Sünden von Menschen. Er ist immer bereit zu verzeihen, wenn wir bereuen und uns seiner grenzenlosen Barmherzigkeit anvertrauen.

In dieser Zeit der österlichen Freude bin ich froh, Euch alle herzlich zu grüßen. Ihr seid hier aus Anlass des 475-jährigen Jubiläums der Gründung des Collegiums Sancti Hieronymi zu Dillingen versammelt, das Papst Julius III. zwei Jahre später im Jahre 1551 zur Universität erhoben hat, die bis zur Säkularisation im Jahre 1803 bestand. Die nachfolgende Einrichtung einer Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen gab es bis ins Jahr 1971 und wurde dann in den Katholisch-Theologischen Fachbereich der neugegründeten Universität Augsburg verlegt, wo sie bis heute als Katholisch-Theologische Fakultät fortbesteht. Dieses Ereignis fügt sich gut in das Jubiläumsjahr 2023/2024 der Diözese Augsburg ein, wo unter dem Thema: Mit dem Ohr des Herzens an die Bischofsweihe des heiligen Ulrich vor 1.100 Jahren und an den Tod dieses verehrten Bistumspatrons vor 1.050 Jahren gedacht wird.

In besonderer Weise grüße ich Euch im Namen des Heiligen Vaters Franziskus, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten. Ein besonderer Gruß gilt dem Hochwürdigen Herrn Stadtpfarrer und Domkapitular Msgr. Harald Heinrich, dem ich herzlich für die Einladung danke, dieser festlichen Eucharistiefeier in der Basilika minor St. Peter in Dillingen vorzustehen, die zugleich die Konkathedrale des Bistums Augsburg ist. Dankbar erinnern wir auch des Kardinals Otto Truchsess von Waldburg, der vor mehr als 450 Jahren am 3. April 1573 in Rom starb und dessen Gebeine im Jahr 1614 von der römischen Kirche Santa Maria dell‘Anima nach Dillingen überführt wurden und seit 1646 in der Studienkirche Mariä Himmelfahrt die letzte Ruhe fanden. Dieses Ereignis, wie auch die Erinnerung an Papst Julius III. zeigen die besondere Beziehung, die Dillingen schon in der Vergangenheit mit dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche hatte. Diese treue Verbindung ist, Gott sei Dank, bis in unsere Tage beständig. In besonderer Weise danke ich für die Gebete für Papst Franziskus, mit deren Hilfe er seine so wichtige Sendung in Kirche und Welt verfolgen kann. In unserer Welt, die voller Gewalt und Kriege ist, – denken wir besonders an den tragischen Krieg in Ukraine aufgrund der Aggression der Russischen Föderation oder an die kriegerischen Handlungen im Nahen Osten – hat der Papst die besondere Aufgabe, den Frieden den Nahen und den Fernen zu verkünden. Diese resultiert vor allem aus der Sendung, die er vom auferstandenen Herrn empfangen hat, der sich an die Jünger am Abend des Ostertages mit dem österlichen Gruß gewandt hat: „Der Friede sei mit euch!“ (Lk 24,36). Wir vereinen uns im Gebet mit dem Heiligen Vater, auf dass der gute und barmherzige Gott unserer zerrissenen Welt die kostbare Gabe des Friedens schenken möge.

Aus dem Wort Gottes, das wir gehört haben, können wir uns auf zwei wichtige Themen konzentrieren: 1. Der Herr ist auferstanden; 2. Wir alle sind Zeugen dafür.

1. „Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift“ (Lk 24,39).

Der Herr vereint seinen verwandelten Leib mit der unsterblichen Seele. Im Bericht des Evangelisten Lukas liegt der Schwerpunkt auf der Wirklichkeit des Leibes des auferstandenen Jesus. Der auferstandene Herr hat nicht nur eine Seele, die nach der griechischen Philosophie auch nach dem Tod des Menschen fortbesteht, sondern auch sein Leib ist real, wenn auch verwandelt. „Die Elf und die mit ihnen versammelt waren“ (Lk 24,33) sind verwirrt angesichts der Gegenwart Jesu mitten unter ihnen, „sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen“ (Lk 24,37). Jesus erkannte ihre Gedanken und versicherte ihnen, kein Geist zu sein, denn „kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht“ (Lk 24,39). Deswegen fordert er die Jünger auf, ihn zu berühren und sich zu vergewissern, dass Er es selbst ist, eine Person mit Leib und Seele. Nach der Aufforderung: „Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst“ (Lk 24,39), verlangt er sogar etwas zum Essen: „Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen“ (Lk 24,42-43). Bedeutsam ist hierbei, dass Jesus dazu auffordert, seine Wundmale zu berühren, die Zeichen seines Todes, die der auferstandene Herr auch an seinem verherrlichten Leib behält. Der Heilige Vater Franziskus betont oft den Wert der Wundmale beim priesterlichen Vollzug Jesu Christi, wenn Er Fürbitte für uns bei Seinem Vater hält. „Jesus bittet für uns; er betet vor dem Vater. Wir sind es gewohnt, Jesus zu bitten, dass er uns diese oder jene Gnade schenken, uns helfen möge, aber wir sind es nicht gewohnt, Jesus zu betrachten, der dem Vater die Wunden zeigt; Jesus, den Fürsprecher“ (Papst Franziskus, Predigt im Domus Sanctae Marthae, 23. April 2020).

Liebe Schwestern und Brüder, bei diesem feierlichen Anlass wollen wir unseren Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus erneuern. Er ist „der Erstgeborene der Toten“ (Offb 1,5). In dem Maße, wie wir uns mit Ihm vereinen, werden auch wir an der Auferstehung nach dem Tode teilhaben und Zugang zum ewigen Leben erhalten. In der Wahrheit der Auferstehung Jesu gründet auch der Glaube an unsere Auferstehung. Das bezieht sich auch auf unseren Leib, der im Sakrament der Taufe zum Tempel des Heiligen Geistes geworden ist (vgl. 1 Kor 6,19). Und so bekennen wir im Großen Glaubensbekenntnis: „Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt“. Der Katechismus der Katholischen Kirche erinnert: „‘Das Fleisch ist der Angelpunkt des Heils‘ … Wir glauben an Gott, den Schöpfer des Fleisches; wir glauben an das Wort, das Fleisch geworden ist, um das Fleisch zu erlösen; wir glauben an die Auferstehung des Fleisches, in der sich die Schöpfung und die Erlösung des Fleisches vollenden“ (KKK 1015).

2. „Ihr seid Zeugen dafür“ (Lk 24,48).

Um Zeugen des Herrn Jesus zu sein, der auferstanden und inmitten seiner Kirche ist, müssen wir dieses Ereignis nicht allein als Realität erfahren, die tatsächlich in der Geschichte vor zweitausend Jahren geschehen ist, sondern als gegenwärtiges Geschehen begreifen, das in unsere und in die Geschichte aller Glieder der kirchlichen Gemeinschaft Geschichte eingeschrieben ist. Um ein wahrer Jünger Jesu und eifriger Missionar Seines Evangeliums zu sein, braucht es die persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Das eben gehörte Wort Gottes zeigt uns drei Weisen einer solchen Begegnung:

-Die erste Weise, dem auferstandenen Herrn zu begegnen, gründet in der Kenntnis der Heiligen Schrift, wo sowohl der Tod, wie auch die Verherrlichung Jesu Christi vorhergesagt werden. „So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen“ (Lk 24,46). Was die Schriften angeht, erwähnt Jesus die Bücher des Alten Testamentes und sagt: „Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht“ (Lk 24,44). Wir Christen haben darüber hinaus die Bücher des Neuen Testamentes, in denen die Worte und Werke des Herrn Jesus während Seines irdischen Lebens und Wirkens verzeichnet sind, so auch das, was nach der Auferstehung über vierzig Tage geschah, wo er den Jüngern erschienen ist, bevor er in die Herrlichkeit des Himmels zurückkehrte. Daher sind wir alle dazu eingeladen, das in der Bibel aufgeschriebene Wort Gottes wieder neu zu entdecken. Über das aufmerksame Hören während der Liturgie der Kirche hinaus wollen wir es wieder lesen, möglicherweise nur in kleinen Abschnitten, jeden Tag, sei es allein oder in der Familie oder der Gemeinschaft.

-Die zweite Weise, dem Auferstandenen zu begegnen findet sich in den Sakramenten. Die heutigen Lesungen betonen vor allem das Sakrament der Versöhnung, das Bußsakrament als Frucht des Ostergeheimnisses. Verwenden wir die Worte, die der auferstandene Herr auf sich angewandt hat: „Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem“ (Lk 24,46-47). Wir sollten daher das Sakrament der Vergebung wiederentdecken, liebe Brüder und Schwestern, das der auferstandene Herr Jesus den Aposteln und deren Nachfolgern anvertraut hat: „Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten“ (Joh 20,22-23). Das Sakrament der Versöhnung bereitet uns auf die Feier der Eucharistie vor, welche Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche ist, und die wir heute voll Freude mitfeiern, wie an jedem Sonn- und Feiertag.

-Die dritte Möglichkeit zur Begegnung mit dem auferstandenen Herrn ist die Liebe zu den Schwestern und Brüder. Es genügt, auf die Lehre Jesu Christi zu verweisen: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan“ (Mt 25,45). In Treue zur Lehre des Meisters hat der heilige Apostel Johannes präzisiert: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben“ (1 Joh 4,20-21). Die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn bringt uns zwangsläufig dazu, die Menschen vor allem an den Rändern und die an Leib und Seele Hilfsbedürftigen zu suchen.

Liebe Brüder und Schwestern, auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Königin des Himmels, erflehen wir die Gnade des Heiligen Geistes, damit wir alle, vor allem die Christgläubigen in Dillingen, immer mehr zu frohen Zeugen Jesu Christi und zu eifrigen Missionaren Seines Heilsevangeliums werden.

Amen.

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