Predigt von Nuntius Eterovic am 4. Sonntag im Jahreskreis

Apostolische Nuntiatur, 28. Januar 2024

(Dtn 18,15-20; Ps 95; 1 Kor 7,32-35; Mk 1,21-28)

„Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre“ (Mk 1,22).

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Wort Gottes berichtet uns am vierten Sonntag im Jahreskreis vom Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu und vor allem von seiner Lehre in der Synagoge in Kafarnaum, jener Stadt, in der er einen großen Teil seiner Zeit zugebracht hat. Sie ist eine antike Stadt in Galiläa, am nordwestlichen Ufer des Sees von Tiberias, und galt als ein Zentrum der Kommunikation. Daher konnten sich hier Menschen unterschiedlicher Nationalität und Religion begegnen. Die Juden von Kafarnaum kannten Jesus gut (vgl. Mt 4,12-17). Nun erlebten sie in der Synagoge, wo sie sich an jedem Sabbat zum Gebet versammelten, voller Staunen den in Wort (I) und Tat (II) starken Jesus. Wir wollen bei diesen beiden Aspekten des Lebens Jesu verweilen und die Gnade des Heiligen Geistes erbitten, um gut die Bedeutung des heutigen Evangeliums zu erfassen, wie auch seine Aktualität für uns und die Kirche von heute zu begreifen (III).

1. „Er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat“ (Mk 1,22).

Der Evangelist Markus berichtet kurz über das Wirken Jesu in der Synagoge von Kafarnaum am Sabbat: „Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte“ (Mk 1,21). In der Synagoge zu lehren war nicht außergewöhnlich und ereignete sich an jedem Sabbat. Neu aber ist die Art und Weise, wie Jesus lehrte. Hierzu bemerkt der Evangelist, dass die Zuhörer „voll Staunen über seine Lehre waren“ (Mk 1,22). Der heilige Hieronymus bemerkt in seinem Kommentar zum Markusevangelium, dass Jesus „nicht sprach: ‚Hört, was der Herr euch sagt‘ oder: ‚Hört, was der sagt, der mich gesandt hat‘, sondern er sprach im eigenen Namen und als jener, der zuvor durch die Propheten gesprochen hatte. Es ist eine Sache zu sagen: ‚Es steht geschrieben‘, eine andere zu sprechen: ‚Das, was der Herr sagt‘, jedoch eine völlig andere Sache ist es zu versichern: ‚Amen, ich sage euch‘“ (Hieronymus, Homélies sur Marc, S. 105). Auf diese Weise ist Jesus als der Sohn Gottes dem Vater im Himmel gleich. Er sprach als Person das, was er durch die Propheten verkündet hatte. „Er äußerte sich nicht mit Bezug auf eine höhere Autorität, sondern er sprach im eigenen Namen“ (a.a.O., ebd.).

2. „Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl“ (Mk 1,27).

Über seine mit Autorität vorgetragene Lehre hinaus beeindruckt Jesus die in der Synagoge von Kafarnaum versammelten Gläubigen mit dem Wunder, jenen von einem unreinen Geist besessenen Menschen zu befreien. Es ist nötig zu betonen, dass die Gegenwart Jesu den Teufel, der in jener von ihm in Besitz genommenen Person gegenwärtig war, in Bedrängnis brachte. Aus den Worten des unreinen Geistes ergibt sich, dass er in Jesus den Messias erkannt hatte, der die Macht besitzt, das Reich Satans zu zerstören: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes“ (Mk 1,24). Die Wendung „der Heilige Gottes“ bezeichnet den Messias, den Sohn Gottes, der sich dem Heilswerk vollkommen weiht. Jesus diskutiert nicht mit dem Teufel und erschrickt auch nicht vor dessen Worten. Er betont im Gegenteil mit Autorität die Worte der Befreiung: „Schweig und verlass ihn“ (Mk 1,25) und heilt auf diese Weise den Besessenen. Die Befreiung vom unreinen Geist ist ein Bild von der endgültigen Niederlage des Teufels, die sich im Tod und durch die Auferstehung des Herrn Jesus ereignet. Durch das Ostergeheimnis hat der Jesus den Teufel wahrhaft besiegt und sein Reich zerstört und bietet auch den Menschen, die mit Ihm eins und vom Heiligen Geist erfüllt sind, die Möglichkeit, das Böse mit dem Guten zu besiegen, den Tod mit dem ewigen Leben. Auf diese Weise hat Jesus seine Autorität unterstrichen, denn er lehrt nicht nur mit Vollmacht, sondern handelt ebenso wirkungsvoll: Seine machtvolle Lehre wird durch sein Wirken bestätigt, was sich kraftvoll in der Befreiung des Besessenen von der Macht des unreinen Geistes zeigt. Dieses Tun lässt die Anwesenden staunen und erschrecken, so dass sie sich fragen: „Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl“ (Mk 1,27). Und die Leute, die in der Synagoge von Kafarnaum waren, verbreiteten die Kunde von diesem Gnadenereignis in Galiläa und in der ganzen Gegend.

3. „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Mk 16,15).

Das Wirken Jesu in der Synagoge von Kafarnaum ist ein Beispiel dafür, was die in seiner Kirche versammelten Jünger Jesu fortsetzen sollen und was sie in der Welt zu tun haben. Jesus lehrte mit Autorität. Seine Kirche ist ebenfalls gerufen, auf der ganzen Welt und jeder Person das Evangelium zu predigen, die frohe Botschaft des Heiles. Im Auftrag ihres Gründers, des Herrn Jesus, soll die Kirche mit Autorität und in Treue zur Heilsbotschaft den Inhalt der Heiligen Schrift und vor allem des Neuen Testamentes vermitteln. Schon im Alten Testament warnt Gott einerseits die Menschen, welche die Heilsbotschaft nicht annahmen: „Den aber, der nicht auf meine Worte hört, die der Prophet in meinem Namen verkünden wird, ziehe ich selbst zur Rechenschaft“ (Dtn 18,19) und andererseits mahnt er die falschen Propheten: „Doch ein Prophet, der sich anmaßt, in meinem Namen ein Wort zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder der im Namen anderer Götter spricht, ein solcher Prophet soll sterben“ (Dtn 18,20). Auf dieser Linie bewegt sich Jesus, wenn er sagt: „Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich“ (Mt 5,19).

Um den Glutkern des christlichen Glaubens zu zeigen, ist über die Bibel hinaus wichtig, das Apostolische wie das Große Glaubensbekenntnis (das Nicäno-Konstantinopolitanum) zu kennen. Zur theologischen, geistlichen und liturgischen Vertiefung ist wünschenswert, den Katechismus der Katholischen Kirche zur Rate zu ziehen.

Die Kirche ist gerufen, das Werk der Befreiung von den unreinen Geistern fortzusetzen. Es beginnt mit dem Taufsakrament, dem ersten und grundlegenden Sakrament. Vor dem Taufakt befragt der Taufspender den Täufling oder die Eltern und Paten, sofern der Täufling den Vernunftgebrauch noch nicht erlangt hat, ob er oder sie dem Teufel widersagen, all seinen Werken und all seinen Versuchungen. Teil der Taufliturgie ist auch das Exorzismusgebet und die Salbung mit dem Katechumenenöl (Öl der Taufbewerber). Die Katholische Kirche kennt daneben verschiedene und eigene Riten des Exorzismus, mit denen sie im Namen des Herrn Jesus den Teufel aus einer von ihm besessenen Person vertreibt. Der Katechismus der Katholischen Kirche lehrt: „Satan oder der Teufel und die weiteren Dämonen waren einst Engel, sind aber gefallen, weil sie sich aus freiem Willen weigerten, Gott und seinem Ratschluß zu dienen. Ihre Entscheidung gegen Gott ist endgültig. Sie suchen, den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen“ (KKK, Nr. 414). Der Herr Jesus jedoch ist stärker als der Teufel: er ist Mensch geworden, um den Menschen zu retten und „um die Werke des Teufels zu zerstören“ (1 Joh 3,8). Wir müssen uns vergewissern, dass Gott stärker ist als der Teufel; der Herr Jesus hat ihn endgültig besiegt. Außerdem gilt: „Die Macht Satans ist jedoch nicht unendlich. Er ist bloß ein Geschöpf; zwar mächtig, weil er reiner Geist ist, aber doch nur ein Geschöpf: er kann den Aufbau des Reiches Gottes nicht verhindern. Satan ist auf der Welt aus Haß gegen Gott und gegen dessen in Jesus Christus grundgelegtes Reich tätig. Sein Tun bringt schlimme geistige und mittelbar selbst physische Schäden über jeden Menschen und jede Gesellschaft. Und doch wird dieses sein Tun durch die göttliche Vorsehung zugelassen, welche die Geschichte des Menschen und der Welt kraftvoll und milde zugleich lenkt. Daß Gott das Tun des Teufels zuläßt, ist ein großes Geheimnis, aber ,,wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt" (Röm 8,28)“ (KKK, Nr. 395).

Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir unsere guten Vorsätze der mächtigen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter Jesu und der Mutter der Kirche, damit Gott durch unseren Dienst das Werk Seines Eingeborenen Sohnes fortsetzen kann, die Menschen in Staunen zu versetzen, denn sie hören „eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl“ (Mk 1,27). Amen.

 

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