Predigt von Nuntius Eterovic am Hochfest der Gottesmutter Maria

Berlin, 1. Januar 2019

(Num 6,22-27; Ps 67; Gal 4,4-7; Lk 2,16-21)

Neujahr


„Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19).

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir stehen am Beginn des neuen Jahres 2019. Wir tun dies im Namen des Herrn und rufen den Schutz der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter Gottes und unsere Mutter. Sie ist das Urbild der Kirche (I). Heute erinnert uns die kirchliche Liturgie an die Beschneidung Jesu (II). Die Kirche fordert uns sodann auf, für den Frieden in der Welt zu beten (III). Über die Reflexion zu diesen Punkten hinaus erbitten wir den Segen des dreieinen Gottes über jeden von uns, unsere Familien und Gemeinschaften, über die Kirche und die ganze Welt.

1. Die Mutterschaft Mariens.

Die erste Heilige Messe des neuen Jahres wird im Gedenken an die selige Jungfrau Maria gefeiert. Maria ist gegenwärtig im heutigen Evangelium des Heiligen Lukas. Über sie schreibt auch der Heilige Paulus im Galaterbrief, indem er die Wahrheit zu unserem Heil ins Gedächtnis ruft: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4,4-5). Auch der Eröffnungsvers preist die Jungfrau von Nazareth: „Gruß dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde“ (Sedulius). Auch wir wollen Maria loben, denn sie wurde gewürdigt, die Mutter Jesus Christi zu werden, des Menschen und Gott. Es handelt sich um den Heilsplan Gottes, der durch den Heiligen Geist verwirklicht worden war (vgl. Lk 1,28-38). Da Maria dem Willen Gottes zustimmte, trat sie in eine privilegierte Beziehung mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und zeigt auch uns den Weg zum christlichen Glauben: Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist glauben. Dieser ist der eine und einzige Gott in der Gemeinschaft von drei Personen: des Vaters, Schöpfer der Welt, des Sohnes, der sie erlöst hat, des Heiligen Geistes, der sie heiligt und somit vollendet. Maria ist der Prototyp der Kirche. Denn „voll der Gnade“ zeigt sie der Kirche den Weg, den sie unbeirrt gehen soll, besonders im vor uns liegenden Jahr. Möge dieses Jahr eine Zeit der Gnade werden und reich an Gaben des dreieinen Gottes.

2. Die Beschneidung Jesu.

Das neue Jahr beginnt acht Tage nach dem Weihnachtstag. Das Lukasevangelium erinnert uns, daß Jesus acht Tage nach seiner Geburt beschnitten worden war und ihm der Name Jesus gegeben wurde (vgl. Lk 2,21). Seine Eltern erfüllten, was das Gesetz vorschreibt: „Dies ist mein Bund zwischen mir und euch und deinen Nachkommen nach dir, den ihr bewahren sollt: Alles, was männlich ist, muss bei euch beschnitten werden. Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch. Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld erworben von irgendeinem Fremden, der nicht von dir abstammt“ (Gen 17,1-12). Gleichzeitig „gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war“ (Lk 2,21). Jesus bedeutet Gott rettet.
Am Beginn des neuen Jahres danken wir Gott noch einmal für die Geburt Jesu, wodurch Gott alle Menschen retten will (vgl. 1 Tim 2,4). Erneuern wir auch unser Bundeszeichen mit Gott dem Vater, Sohn und Heiligen Geist. Es ist nicht mehr eine körperliche Beschneidung, sondern eine geistliche, eine Beschneidung der Herzen, wie es schon der Prophet Jeremia fordert (vgl. Jer 4,4). Diese erfüllt sich in der Taufe. Auch wir haben unsere Namen bei der Spendung des Taufsakramentes erhalten, was uns zu Gliedern der Kirche machte und uns die Möglichkeit eröffnet hat, mit dem dreieinen Gott in den persönlichen und ausgeglichenen Kontakt zu treten.

3. Weltfriedenstag.

Schon 52 Jahre feiert die Katholische Kirche an jedem 1. Januar den Weltfriedenstag. Bei dieser Gelegenheit werden nicht nur die Katholiken, die Christen oder Mitglieder anderer Religionen, sondern alle Menschen guten Willens eingeladen, über die Förderung des Friedens in der Welt nachzudenken und sich hierfür einzusetzen. Es handelt sich um ein sehr aktuelles Thema, denn es gibt in unserer Welt verschiedene Kriegsgebiete; viele Menschen leiden unter den tragischen Folgen von Gewalt, Terrorismus und Kriegshandlungen. Es genügt, an Syrien zu denken und an den Mittleren Osten, an das Land der Geburt Jesu, „des Friedensfürsten“ (Jes 9,6) und daß seit Jahrzehnten ein Gebiet gewalttätiger Auseinandersetzungen, vieler Leiden und Toten ist.

Das Thema des Weltfriedenstages in diesem Jahr lautet: Eine gute Politik steht im Dienst des Friedens. Bei der Vorstellung des Themas hat der Pressesaal des Heiligen Stuhls eine Zusammenfassung der Botschaft des Heiligen Vaters zur Verfügung gestellt, die er an alle Menschen guten Willens richtet. In ihr wird unterstrichen, daß jeder Bürger dazu aufgerufen ist, am Friedenswerk mitzuwirken und in seinem Land politische Verantwortung wahrzunehmen. Selbstverständlich haben die politischen und administrativen Mandatsträger der betroffenen Länder eine besondere Verantwortung. Sie sind aufgefordert, das Recht zu schützen und zum Dialog der gesellschaftlichen Kräfte, Generationen und Kulturen zu ermuntern. Politischer Einsatz findet ihren höchsten Ausdruck in den Werken der Nächstenliebe und dient insbesondere der Zukunft des Lebens und des Planeten, im Einsatz für die ganz Jungen und die sehr Kleinen in ihrem Durst nach Erfüllung. Wenn gesagt wird, daß Frieden gegenseitiges Vertrauen voraussetzt, ist es wichtig zu unterstreichen, daß Vertrauen als erste Bedingung den Respekt des gegebenen Wortes hat. Wenn der Mensch erfährt, daß seine Rechte respektiert werden, so keimt in ihm das Pflichtgefühl, auch das Recht der anderen zu beachten. Die Rechte und Pflichten des Menschen lassen das Bewußtsein wachsen, zur gleichen Gemeinschaft, mit anderen und mit Gott, zu gehören. Alle Menschen sind daher aufgefordert, Frieden zu schaffen und ihn als gute Botschaft der Gegenwart und für die Zukunft zu verkünden, wo jede Person in ihrer Würde und ihren Rechten betrachtet wird.

Liebe Brüder und Schwestern, am Beginn des Jahres 2019 rufen wir den Schutz der seligen Jungfrau Maria, der Mutter Jesu und Mutter der Kirche, an, damit jeder von uns Gott treu bleibt und ein stets aktiveres Glied der Katholischen Kirche werde. Wir erflehen die Fürsprache der Gottesmutter, der Mutter des Friedens, auf daß die Kriege, jede Gewalt und aller Hass in unserer Welt aufhören und alle unsere Brüder und Schwestern in Frieden und Wohlergehen leben können. Vereint mit der Jungfrau von Nazareth wollen auch wir am Segen teilhaben, den der allmächtige Gott über sein Volk ausgießt. In den drei Anrufungen des alttestamentlichen Segens, den Mose auf Geheiß JHWH den Priestern übermittelt hat, können wir das Handeln der drei Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit erfassen: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Num 6,24-26). Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters + und des Sohnes + und des Heiligen Geistes +, komme auf euch herab und bleibe bei euch allezeit in diesem Jahr 2019. Amen.

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