Predigt von Nuntius Eterović am Hochfest der Gottesmutter Maria

Weltfriedenstag

(Num 6,22-27; Ps 67; Gal 4,4-7; Lk 2,16-21)

Berlin, 1. Januar 2018

„Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19).

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir beginnen das Jahr 2018 mit der festlichen Eucharistiefeier. Am Beginn dieses Jahres rufen wir den Segen Gottes auf uns herab, auf unsere Gemeinschaft, auf die Kirche, auf die ganze Welt (I). Wir wenden uns an Gott in der Glaubenshaltung Mariens (II). Heute ist auch der Weltfriedenstag. Daher ist es unsere Pflicht, für den Frieden in unserer Welt zu beten, die so voll ist von Gewalt, Hass, Terrorismus und Krieg (III).

1. Der Segen Gottes.

Am Beginn des neuen Jahres sendet uns die Kirche Grüße, indem sie den priesterlichen Segen aufgreift, den Gott selbst dem Mose gegeben hat und der dem Aaron und seinen Söhnen überliefert wurde. Es ist festzuhalten, daß die Initiative von JHWH ausgeht, der Moses den Inhalt des Segens anvertraut. Hierin wird der Herr dreimal um seinen Schutz angerufen, seine Güte und seinen Frieden. Hören wir noch einmal diese Worte, die es erlauben, daß der Segen Gottes in unsere Herzen einziehe: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Num 6,24-26). Jesus Christus hat das wahre Antlitz Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes offenbart. Daher können wir der dreifachen Nennung des Herrn eine der drei Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zuordnen und den Segen des allmächtigen Gottes, des Vater, des Sohne und des Heiligen Geistes empfangen, wie es am Ende der Heiligen Messe geschehen wird.

2. Leben wie Maria.

Der 1. Januar ist das Hochfest der Gottesmutter Maria. Die Kirche stelle uns am Beginn jedes Jahres die selige Jungfrau Maria vor Augen, um uns auf diese Weise zu ermutigen, unser menschliches und christliches Leben so zu leben, daß wir ihrem Beispiel folgen und uns ihrer Fürsprache anvertrauen. In den verkündeten Lesungen wurde ihre einzigartige Rolle im Heilsgeheimnis gezeigt. Der Heilige Paulus schreibt den Galatern: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4,4-5). Wir sind der Gottesmutter dankbar, denn da sie die Mutter Jesu wurde, sind wir alle Kinder Gottes geworden, wie der Völkerapostel schreibt: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater“ (Gal 4,6). Im Evangelium des Heiligen Lukas wird Maria zweimal erwähnt. Für uns ist vor allem die zweite Stelle wichtig, wo es heißt: „„Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19). Auch wir, liebe Brüder und Schwestern, sind gerufen, die Gute Nachricht in unseren Herzen zu erwägen, die wir in dieser Weihnachtszeit empfangen haben. Nur nach einer angemessenen Zeit der Betrachtung der Liebe Gottes, der in Jesus ein Kind geworden ist, können wir wie die Hirten den anderen all das verkünden, was wir gehört und gesehen haben (vgl. Lk 1,20).

3. Der Weltfriedenstag.

Auch in diesem Jahr hat der Heilige Vater Franziskus eine Botschaft aus Anlass des Weltfriedenstages geschrieben. Schon der Titel ist sehr aktuell: Migranten und Flüchtlinge: Menschen auf der Suche nach Frieden. Er notiert besorgt, daß es 250 Millionen Migranten weltweit gibt, von denen 22 Millionen Flüchtlinge sind. Es gibt verschiedene Gründe für dieses schwerwiegende Phänomen. Viele flüchten vor Krieg und Hunger oder sind „aufgrund von Diskriminierung, Verfolgung, Armut und Umweltzerstörung gezwungen, ihr Land zu verlassen“. Papst Franziskus wendet sich an alle Menschen guten Willens, besonders an die Politiker und jene, die in den betroffenen Staaten Verantwortung tragen. Diesbezüglich schreibt er: „Wenn die Regierenden mit Besonnenheit vorgehen, sind sie imstande, praktische Maßnahmen zu ergreifen, um aufzunehmen, zu fördern, zu schützen und zu integrieren, und auf diese Weise, “soweit es das wahre Wohl ihrer Gemeinschaft zulässt, dem Vorhaben derer entgegenzukommen, die sich einer neuen Gemeinschaft anschließen wollen” (Johannes XXIII., Enzyklika Pacem in Terris, 106)“. Die Botschaft hat sechs Punkte: 1. Friedenswunsch; 2. Warum so viele Flüchtlinge und Migranten? 3. Mit einem betrachtenden Blick; 4. Vier Eckpfeiler für unser Handeln; 5. Ein Vorschlag im Hinblick auf zwei internationale Pakte (es handelt sich dabei um einen Prozess, den die Vereinten Nationen im Laufe des Jahres 2018 durchführen möge, um zwei globale Pakte zu definieren und zu verabschieden: „Einen für sichere, geordnete und reguläre Migration, den anderen für Flüchtlinge“); 6. Für unser gemeinsames Haus. Der Heilige Vater zitiert die folgenden Worte des Heiligen Johannes Pauls II.: „Wenn viele den ‚Traum‘ von einer Welt des Friedens teilen und der wertvolle Beitrag von Migranten und Flüchtlingen geschätzt wird, dann kann die Menschheit mehr und mehr zur Familie aller und unsere Welt zum wahren ‚gemeinsamen Haus‘ werden (Botschaft zum Weltmigrantentag 2004). Viele in der Geschichte haben an diesen ‚Traum‘ geglaubt und wie viele haben Zeugnis dafür abgelegt, dass es sich dabei nicht um eine unrealisierbare Utopie handelt“.

Liebe Schwestern und Brüder, der Friede ist ein Geschenk Gottes, das die Menschen unaufhörlich vor allem in unseren Tagen herabrufen, wo es Konflikte und Kriege im Überfluss gibt und die Ströme von Flüchtlingen verursachen. Leider fehlt der Wille der internationalen Gemeinschaft, vor allem in den großen Ländern, den unermesslichen Leiden von Millionen von Menschen, die durch Kriege und verschiedene Formen von Gewalt hervorgerufen werden, ein Ende zu bereiten. Es genügt, an den nicht enden wollenden Krieg im Mittleren Osten zu erinnern. Bitte wir den Herrn Jesus Christus, „den Friedensfürsten“ (Jes 9,5) für alle unsere Brüder und Schwestern in diesen Ländern.

Vertrauen wir ihre Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit der Fürsprache der Gottesmutter Maria an, die ebenfalls gemeinsam mit Jesus und Josef das Schicksal des Exils in Ägypten erfahren hat, auf daß das Heilige Land ein Ort des Friedens, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit werde. Ihr, „die alle diese Worte bewahrte und sie in ihrem Herzen erwog“ (Lk 2,19) empfehlen wir auch das Gebet um Frieden auf der ganzen Welt. Amen.

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