Predigt von Nuntius Eterovic bei der Firmung in der Pfarrei St. Bonifatius Nauen-Brieselang
Kath. Kirche St. Peter und Paul 28. September 2024
(Jes 61,1-3a.6a.8b.9; Ps; Lk 8,4-10a.11b-15)
„Wer Ohren hat zum Hören, der höre“ (Lk 8,8).
Liebe Schwestern und Brüder!
Liebe Firmbewerber!
Das Wort Gottes bei dieser festlichen Eucharistiefeier, in der ich den Firmbewerbern der Pfarrei St. Bonifatius in Nauen das Sakrament der Firmung spenden werde, ist wie ein Anker gläubigen Vertrauens in das Wirken des dreieinen Gottes in dieser Welt und in einem jeden von uns. Im Wort der Firmung steckt das deutsche Wort „firm sein“, das heißt „fähig“ oder „imstande“ oder „erfahren“. Firmung ist also so etwas, wie die Bestärkung Eurer bisherigen Glaubenserfahrung seit Ihr getauft worden seid. Im Italienischen heißt Firmung „Cresima“, das heißt „Bestätigung“ der Taufgnade, denn heute will der Heilige Geist auf Euch ruhen und Euch salben, wie es bei dem Propheten Jesaja heißt: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir. Denn der Herr hat mich gesalbt“ (Jes 61,1). Im Sakrament der Firmung wird der Bund Gottes, den er mit Euch in der Taufe begonnen hat, „besiegelt“. Der Heilige Geist ist so etwas wie das göttliche Siegel, mit dem Er seine Treue zu Dir verheißt und mit dem er gleichzeitig helfen will, dass Du dem dreieinen Gott ein Leben lang treu bleibst, damit wahr wird, was im Buch des Propheten Jesaja steht: „Ich zahle ihnen den Lohn in Treue aus und schließe einen ewigen Bund mit ihnen. Ihre Nachkommen werden unter den Nationen bekannt sein und ihre Sprösslinge inmitten der Völker. Jeder, der sie sieht, wird sie erkennen: Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat“ (Jes 61,8b-9).
Mit Euch sind Eure Eltern und Familien gekommen, Eure Paten und Freunde. Ich danke Eurem Herrn Pfarrer Bernhard Schlosser für die freundliche Einladung, nach Nauen zu kommen und Euch das Firmsakrament zu spenden. Mit ihm danke ich auch den Herren Kaplänen Jan Wronski und Krzysztof Gaul und allen, die sich um die Katechese in diesem Weinberg des Herrn in Nauen bemühen. Im Namen des Heiligen Vaters Franziskus, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten, grüße ich Euch alle im Namen des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche. Am Ende dieser Heiligen Messe erteile ich Euch gerne den Apostolischen Segen. Bitte nehmt den Segen mit zu denen, die krank sind oder aus einem anderen Grund heute Morgen nicht kommen können.
Papst Franziskus war vor einigen Tagen zu einer großen Apostolischen Reise in Asien unterwegs. Bei seinem Besuch in Ost-Timor hat er in der Kathedrale von Dili eine Ansprache gehalten, aus der ich Euch zwei Gedanken mit auf Euren Lebens- und Glaubensweg geben möchte. Der Heilige Vater bezieht sich darin auf das Evangelium, wo Maria Magdalena die Füße Jesu mit kostbarem Öl salbt (vgl. Joh 12,1-11). Der Wohlgeruch erfüllt das ganze Haus, in dem Jesus und seine Jünger waren (vgl. Joh 12,3). Im Sakrament der Firmung werdet Ihr gleich mit dem kostbaren Chrisamöl gesalbt, das ebenfalls einen feinen Wohlgeruch verbreitet. Das duftende Öl steht für die Sakramente, die der Herr uns schenkt, wie auch für das kostbare Evangelium, das uns anvertraut ist. Wir haben in diesem Leben den Auftrag, den Duft der Sakramente und des Evangeliums zu bewahren. „Den Duft bewahren. Wir müssen immer wieder zurückkehren zum Ursprung des empfangenen Geschenks unseres Christsein“ (Papst Franziskus, Ansprache in Dili, 10. September 2024). Im Sakrament der Firmung werdet ihr „gesalbt mit dem Öl der Freude und der Apostel Paulus schreibt: »Wir sind Christi Wohlgeruch für Gott« (2 Kor 2,15)“ (a.a.O., ebd.). Auch uns hier in Nauen wird gesagt: „Schwestern, Brüder, ihr seid der Duft Christi, ein Duft, der sehr viel kostbarer ist als französische Parfüme! Ihr seid der Duft Christi, ihr seid der Duft des Evangeliums in diesem Land“ (a.a.O., ebd.). Auch in Deutschland, wo 40 Prozent der Bevölkerung von sich sagen, sie seien „religionslos“. Ihr habt Euch anders entschieden. Bewahrt diesen kostbaren Duft des Glaubens und lasst Euch ermutigen: „Seid auch ihr missionarische Jünger, mit dem Wohlgeruch des Heiligen Geistes, um das Leben des heiligen und gläubigen Volkes Gottes zu beseelen“ (a.a.O., ebd.).
Damit meint Papst Franziskus nichts anderes als das, was der Prophet Jesaja sagt: Der Herr „hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten Befreiung“ (Jes 61,1). An diesem Heilsdienst, der in Jesus Christus vollendet worden ist, hat der Christ Anteil, denn er glaubt nicht für sich allein, sondern der Glaube soll getan werden und sich verbreiten. Deswegen sollen wir den Duft nicht nur bewahren, sondern den Duft auch verbreiten. „Die Kirche ist dazu da, das Evangelium zu verkünden, und wir sind gerufen, den anderen den sanften Duft des Lebens zu bringen, des neuen Lebens des Evangeliums“ (a.a.O., ebd.). Dieses neue Leben wird im heutigen Evangelium mit dem Bild des Sämanns beschrieben, der in die Wirklichkeiten dieser Welt den Samen des Wortes Gottes aussät. Er möge bei Euch und uns allen auf guten Boden treffen, wo die Saat in Taufe und Firmung ausgesät ist, sie „ging auf und brachte hundertfach Frucht“ (Lk 8,15). Es kommt im Leben aus dem Glauben nicht darauf an, etwas für sich zu bewahren, sondern das Gute, das Wort Gottes, den Duft des Evangeliums zu verbreiten. Jeder möge nach seinen Fähigkeiten eifrig Zeugin und Zeuge Jesu Christi werden, damit die Leute um Euch herum merken, dass Ihr Menschen seid, „die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und Frucht bringen in Geduld“ (Lk 8,15).
Zu diesem guten Werk erbitten wir die Fürsprache Eurer Firmpatrone, der heiligen Maria Magdalena, Eleonara, Klara von Assisi, des heiligen Laurentius, Vincenz von Paul und Philipp Neri, vor allem aber der lieben Gottesmutter Maria, jener „starken, schönen, von Gott ausgewählten Frau“, wie Natalia sagt, damit ihr den Duft des heiligen Chrisamöls Eurer Firmung bewahrt, den Duft des Evangeliums verbreitet und immer aufmerksam bleibt, denn „das ist der Wohlgeruch Christi, der Wohlgeruch des Evangeliums, der das Leben reich macht und mit Freude erfüllt“ (Papst Franziskus, a.a.O., ebd.). „Wer Ohren hat zum Hören, der höre!“ (Lk 8,8). Amen.