Predigt von Nuntius Eterovic zum 750-jährigen Jubiläum der Franziskanerbasilika Ingolstadt

Ingolstadt, 11.-12. Oktober 2025

(2 Kön 5,14-17; Ps 98; 2 Tim 2,8-13; Lk 17,11-19)

28. Sonntag im Jahreskreis - LJ C

„Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet" (Lk 17,19).

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Wort des Herrn Jesus: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet" (Lk 17,19) galt einem Mann aus Samarien, der zusammen mit neun anderen von der gefürchteten Leprakrankheit geheilt worden war. Aus dem Abschnitt des heutigen Evangeliums ergibt sich ebenfalls, dass Lepra eine schwere Krankheit war, welche die daran erkrankten Menschen an den Rand der Gesellschaft und religiösen Gemeinschaft drängte. Daher näherten sich die Leprakranken Jesus nicht, als er in ein Dorf gehen wollte, sondern „sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!" (Lk 17,12-13).

Bei diesem feierlichen Anlass der 750-Jahr-Feier der Franziskanerkirche von Ingolstadt, die Papst Paul VI. im Jahr 1964 zur Basilika minor erhoben hat, klingt das Wort Gottes, das wir hörten, in besonderer Weise in unseren Herzen nach. Diese schöne Kirche, deren Bau im Jahr 1275 begonnen wurde, ist durch alle geschichtlichen Wechselfälle ein Symbol der christlichen Gemeinschaft geblieben, die sich in ihr von Generation zu Generation zum Gebet, zum Hören des Wortes Gottes und zum Empfang der Sakramente versammelt hat. In dieser Kirche, die viele Jahrhunderte mit den Söhnen des heiligen Franz von Assisi verbunden war, wurden schon viele Christen im Glauben gestärkt und geistlich zum Lob Gottes, des Vater, Sohnes und Heiligen Geistes erhoben, um sodann ihr christliches Leben auch in widrigen Situationen zu gestalten. Geistlich können wir uns daher mit den Generationen vor uns vereinen und voller Dankbarkeit für das große geistliche, kulturelle und soziale Erbe sein, das sie uns hinterlassen haben. Zugleich können wir uns in zwei Haltungen wiedererkennen, die gut im Evangelium beschrieben sind: zum einen im Hilferuf: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns" (Lk 17,13) und zum anderen im Dank an Gott für die empfangenen Wohltaten und in der Sicherheit, dass auch wir die segensvolle Antwort des Herrn Jesus hören dürfen: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet" (Lk 17,19).

Die Grüße des Heiligen Vaters

Liebe Schwestern und Brüder, ich freue mich sehr, mit Euch diese Heilige Messe in dieser schönen und geschichtsträchtigen Kirche feiern zu können. Als Vertreter des Heiligen Vaters Leo XIV. in der Bundesrepublik Deutschland grüße ich Euch herzlich und danke für das Gebet, mit dem Ihr den so wichtigen Dienst des Papstes in Kirche und Welt unterstützt. Besonders grüße ich Pater Dr. Lorenz Gadient vom Vor-Oratorium St. Josef, der mit seinen priesterlichen Mitbrüdern im Geiste des heiligen Philipp Neri an dieser Kirche vor allem in der Beichtseelsorge segensreich wirken, für die Einladung, dieser Eucharistiefeier vorzustehen. Ich danke von Herzen für den Eifer, mit der an dieser Basilika minor die Sendung der Evangelisierung und der menschlichen Förderung betrieben wird. Hierbei danke ich besonders der Marianischen Bürgerkongregation und den Mitgliedern der Franziskaner-Kirchenstiftung. Wir wollen uns geistlich mit dem Papst in diesen schweren Zeiten vereinen und vor allem für die Einheit der Kirche und für den Frieden in der Welt beten. In der Gestalt des Heiligen Vaters sieht man den Einsatz auf beiden Feldern. Er ist das Symbol der Einheit der Katholischen Kirche, die weltweit mehr als 1,4 Milliarden Gläubige zählt und in allen Teilen der Erde, in den Nationen, Kulturen und Sprachen präsent ist. Daher braucht es bei aller Verschiedenheit ein Zentrum der Einheit, das sich in der Person von Papst Leo XIV. findet, dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche. In einer Welt voller Gewalt, Terrorismus und Kriegen kommt der Friedensmission des Heiligen Vaters eine besonders wichtige Rolle zu. Es genügt, an den Angriffskrieg Russland in Ukraine zu denken, der leider schon mehr als dreieinhalb Jahre andauert, wie auch an den Konflikt im Nahen Osten, besonders die tragischen Ereignisse im Gazastreifen. Mit der ihm eigenen Autorität lädt er Papst die Kriegsparteien ein, die Waffen niederzulegen und in einen Dialog zu treten, der auch mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft zu einem gerechten und dauerhaften Frieden führt. Papst Leo XIV. hat zum Ausdruck gebracht, dass der Heilige Stuhl als Mediator bei diesen Friedensprozessen zur Verfügung steht. Darüber hinaus ermuntert der Papst die Verantwortlichen, die internationale Ordnung wieder aufzurichten, damit alle Völker und Nationen in Frieden und Gerechtigkeit leben können, indem man gemeinsam gegen die großen Übel der gegenwärtigen Welt kämpft, die durch Hunger, Armut, Krankheiten entstehen, wofür Lepra als Symbol stehen kann.

Als Zeichen der dankbaren Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater erteile ich am Ende dieser Heiligen Messe in seinem Namen den Apostolischen Segen, der sich auf alle erstreckt, die Euch lieb sind, vor allem die Kinder, die Kranken und die alten Menschen, die gehindert sind, diese Eucharistie mitzufeiern.

„Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!" (Lk 17,13).

Kehren wir zurück zum heutigen Evangelium und machen wir uns den Ruf der zehn Leprakranken zu eigen: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!" (Lk 17,13). Wir bringen diese Bitte mit der Überzeugung vor, dass allein der Herr Jesus uns von der Lepra heilen kann. Über den materiellen Sinn hinaus hat diese Krankheit auch eine spirituelle Dimension. Mit dieser kann die Sünde angezeigt werden, die das Herz von Mann und Frau unrein machen kann, wie wir es alle schon erfahren haben. Wir alle sind Sünder, doch sind wir durch die Barmherzigkeit Gottes zur Heiligkeit berufen. In der Treue zu ihrem Meister sucht die Kirche die Lepra in den beiden Dimensionen von Leib und Seele zu heilen. Mit Blick auf die Krankheit im eigentlichen Sinne kennt die Medizin heute die Ursachen und ist imstande, präventiv dagegen vorzugehen und sie sogar zu heilen. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es im Jahr 2023 182.815 neue Infektionen, was einen Anstieg um 5 Prozent zum Vorjahr ausmacht. Die Katholische Kirche setzt ihre Arbeit im Kampf gegen diese Krankheit fort und unterhält hierzu 532 Leprastationen, die vor allem in Asien (269) und in Afrika (201) jenen Brüdern und Schwestern beistehen, die materielle und spirituelle Hilfe benötigen. Viele Gläubige und Menschen guten Willens nehmen an dieser kirchlichen Fürsorge durch ihr Gebet und durch finanzielle Unterstützung teil. Insofern es um die spirituelle Lepra der Sünde geht, ist die wirksamste Medizin zur Reinigung das Sakrament der Versöhnung, das leider oft genug unterschätzt oder gar ignoriert wird. Dennoch empfängt der reuige Sünder durch den Dienst des Priesters, der Jesus Christus selbst repräsentiert, die Worte der Heilung: „So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

„Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet" (Lk 17,19).

Im heutigen Evangelium wird dem Leprakranken besondere Aufmerksamkeit zuteil, der außerdem noch ein Fremder aus Samarien war und der nach seiner Heilung zurückkehrte, um Jesus für diese große Gnade zu danken. Aus der Besonderheit, dass der Leprakranke ein Fremder war, können wir schließen, die anderen neun waren Juden. Möglicherweise kehrten sie nicht zurück, um Jesus zu danken, weil sie dachten, diese Gnade als Glieder des erwählten Volkes verdient zu haben. Der Samariter hingegen erkannte, dass es sich um eine unverdiente Gabe handelte und „kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm" (Lk 17,15-16). Der Herr Jesus beklagt, dass die übrigen neun nicht zurückgekehrt waren, um zu danken: „Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?" (Lk 17,18). Zu dem Samariter aber, der zum Zeichen seiner tiefen Dankbarkeit vor ihm auf der Erde lag, sagte Jesus: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet" (Lk 17,18). Mit diesen Segensworten wurde der Mann aus Samarien nicht nur physisch geheilt, sondern auch spirituell. Die anderen Leprakranken hingegen waren nur körperlich geheilt.

Liebe Brüder und Schwestern, wir müssen anerkennen, dass auch wir uns zuweilen wie die Leprakranken verhalten: in der Zeit der Not fällt es uns leicht, den allmächtigen und guten Gott zu bitten, uns zu helfen und vor allem im Fall einer schweren Krankheit zu heilen. Aber nicht viele sind bereit, Ihm für alle empfangenen Wohltaten zu danken, die Heilungen eingeschlossen. Entscheiden wir uns heute aber dafür, uns wie der Samariter zu verhalten und dem dreieinen Gott für die erhaltenen Gaben und Wohltaten zu danken. Vor allem wollen wir für die 750 Jahre dieser Franziskanerkirche danken, die ein Symbol für die Kontinuität des christlichen Glaubens in Ingolstadt ist. Als Christen wissen wir, dass die beste Weise der Dankbarkeit die Heilige Messe ist, die auch Eucharistiefeier heißt. Der Name kommt vom griechischen Verb εύχαριστĩν, was „danksagen“ bedeutet. In der Eucharistiefeier bringt die Kirche das Opfer Christi dar, der sich in ihr auf unblutige Weise dem himmlischen Vater in der Gnade des Heiligen Geistes aufopfert. Zu diesem großen Opfer, das Gott dargebracht wird, fügen wir unsere kleinen Lob- und Dankopfer bei, wie auch unser Flehen und Bitten.

Vertrauen wir unsere Bitten und unsere Dankgebete der mächtigen Fürsprache der Gottesmutter Maria an, der Königin des Rosenkranzes, die wir heute in besonderer Weise verehren. Wir folgen damit der Bitte des Heiligen Vaters Leo XIV., den Rosenkranz täglich besonders für den Frieden in der Welt zu beten, liebe Schwestern und Brüder, vor allem in diesem Monat Oktober entweder alleine für sich oder in der Familie oder der Gemeinschaft. Gleichzeitig empfehlen wir der in dieser Basilika verehrten Strahlenmadonna, der sogenannten Schutter Muttergottes unseren eigenen geistlichen Weg an, damit er nicht nur aus der Bitte bestehe: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns", sondern sich auch in Dankbarkeit und Lobpreis zum Ausdruck bringt, so dass wir Heil und Segen durch die Worte des Herrn Jesus erlangen: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet" (Lk 17,19). Amen.

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