Grußwort von Nuntius Eterovic auf dem Bistumstag "300 Jahre Katholische Kirche in Potsdam"

Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Potsdam, 4. September 2022

Exzellenzen,

liebe Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonalen Dienst,

verehrte Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Kirchen,

sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft,

liebe Schwestern und Brüder!

Das Erzbistum Berlin begeht in diesem Jahr seinen Bistumstag in der Landeshauptstadt Potsdam. Der Grund liegt im 300-jährigen Bestehen einer katholischen Gemeinde in dieser Stadt. Es waren Katholiken aus Belgien, die hier als Fachleute für den Gewehrbau von König Friedrich Wilhelm I. angeworben wurden. Der Soldatenkönig sicherte ihnen freie Religionsausübung zu. Das Recht hingegen, ein eigenes Bier brauen zu dürfen, verweigerte er; Bier gab es in der Mark Brandenburg schon reichlich und gut, wenn man nur an die Bernauer Brauereien denkt, deren Biere  sogar exportiert wurden. Mit den belgischen Familien wurde die katholische Religion importiert und in dieser schönen Stadt heimisch. Mit großzügiger Hilfe des Königs wurde im Jahr 1738 die erste katholische Kirche auf das Patronat der heiligen Apostel Petrus und Paulus geweiht. Die heutige weithin sichtbare Propsteikirche am Bassinplatz wurde zwar erst später gebaut, doch das Patronat der heiligen Peter und Paul blieb.

Als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus, des 265. Nachfolgers des Heiligen Petrus, in der Bundesrepublik Deutschland überbringe ich seine herzlichen Grüße und Glückwünsche zu diesem Jubiläum. Eine wechselvolle Geschichte gab es in diesen Jahrhunderten, tragische Erlebnisse mussten auch Potsdam und die Menschen in dieser Stadt erleben. Könige kamen und gingen und ideologische Regime ebenso. Die Christen in dieser Stadt haben nicht selten erlebt, gleich Petrus und auch Paulus vor Gerichte geschleppt und ins Gefängnis geworfen zu werden. Doch es gibt auch die Erfahrung von Christgläubigen, die nach Unterdrückung und Zerstörung eine ähnliche Stimme gehört haben, wie sie seinerzeit den heiligen Petrus im Gefängnis angewiesen hat: „Gürte dich und zieh deine Sandalen an“ (Apg 12,8). Christen verharren nicht im Gewesenen, sondern sind eine Kirche im Aufbruch, wie es Papst Franziskus oft sagt. Gefängnismauern, die unüberwindlich scheinen, können einbrechen. Der Apostel Paulus hat es erlebt: „Mit einem Schlag sprangen die Türen auf und allen fielen die Fesseln ab“ (Apg 16,26). Wenn wir also heute in froher Dankbarkeit gegenüber dem dreieinen Gott die 300 Jahre katholisches Leben in Potsdam feiern, dann freue ich mich, dass so viele der Einladung von Herrn Erzbischof Dr. Heiner Koch gefolgt sind und aus den weiten Regionen des heutigen Erzbistums Berlin nach Potsdam anreisten. Das friedliche Zusammenleben der Religionen in dieser Stadt und in Brandenburg war schon immer eine Herausforderung. Sie bleibt es auch in Zukunft. Dabei folgen wir dem Gruß und dem ersten Wort des auferstandenen Herrn Jesus: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19.20). Diesen Frieden wünschen wir der Propsteigemeinde, der Stadt und dem Land und damit allen Menschen guten Willens.  
 
Über dem Hauptportal der Propsteikirche St. Peter und Paul thront die Gottesmutter Maria als Königin des Himmels mit ihrem Sohn Jesus Christus und wird von den Aposteln flankiert. Ihrer mächtigen Fürsprache vertrauen wir unsere Bitten für das Erzbistum Berlin, für Potsdam und Brandenburg an. Die Königin des Friedens möge alle Menschen behüten und vom dreieinen Gott jenen Frieden erbitten, der alle Fesseln sprengt, damit die Menschen hier und vor allem in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt, denken wir nur an Ukraine, erfahren, wie köstlich die Botschaft Christi ist: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19.20).  

 

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