Die Glasfenster der Kapelle
Einführung
Nachdem feststand, dass die Kapelle der Apostolischen Nuntiatur in Berlin farbige Glasfenster bekommen sollte, und auch, welchem Künstler ihre Gestaltung anvertraut werden sollte, stellte sich die Frage: Was soll dargestellt werden?
In der alten Kapelle der Nuntiatur in Bonn, die in den fünfziger Jahren eingerichtet worden war, stellten die drei Glasfenster - eines neben dem anderen - den Erzengel Michael, den Schutzpatron Deutschlands, den hl. Bonifatius, den ersten Apostel Deutschlands, und den hl. Petrus Canisius, den zweiten Apostel Deutschlands, dar.
In der neuen Kapelle, die in den sechziger Jahren erbaut wurde, gab es drei Fenster: Die zwei zu den Seiten des Altares stellten die Verkündigung bzw. das Pfingstgeschehen dar. Das dritte - an der Rückseite - hatte ein abstraktes Muster, in dem man die eucharistischen Symbole von Brot und Fisch ausmachen konnte.
Im Hinblick auf die Kapelle der Nuntiatur in Berlin habe ich mir gedacht, dass die 18 Fenster nicht dafür genutzt werden sollten, einzelne Geheimnisse des Neues Testamentes zu veranschaulichen, sondern die Heilsgeschichte gleichsam „abzutasten“, in der immer wieder von einzelnen Menschen Entscheidendes abhängt: Die Heilsgeschichte ist ohne Zweifel ein großes soziales Ereignis, aber sie stützt sich auf die Pfeiler vieler Einzelner, die in ihr Verantwortung tragen und so Werkzeuge in der Hand Gottes sind. Und durch konkrete einzelne Menschen in ihrer unwiederholbaren Einzigartigkeit – das gilt auch für uns hier und jetzt – inkarniert sich das Handeln Gottes - mit einem Strahl, der die Grenzen von Raum und Zeit durchbricht. Und in der Empfänglichkeit für ein solches Wirken Gottes müssen auch die Päpstlichen Vertretungen ihren Dienst tun und ihren Einfluss ausüben, indem sie um die Verantwortung wissen, die ein jeder in seiner Beziehung zu Gott für das Heil aller trägt, und an sie erinnern.
So zeichnet sich fast unwillkürlich die Wahl einiger Pfeiler ab, einiger großer Gestalten der Heilsgeschichte. Für das Alte Testament hat man sich in der Reihenfolge der Darstellung an die geschichtliche Abfolge gehalten - von den Stammeltern bis David -, ihnen ist die obere Reihe der Glasfenster der Südwand gewidmet.
In der unteren Reihe derselben Wand geht es hingegen um Gestalten des Neuen Testamentes, hier allerdings - was die Reihenfolge angeht - in einer theologisch begründeten Zuordnung zu den Gestalten des Alten Testamentes in der oberen Reihe.
Die Fenster in der Wand des Presbyteriums - links und rechts vom Tabernakel - sind hingegen den Engeln zugedacht, und das aus verschiedenen Gründen: Die Eucharistie wird von der Liturgie panis angelorum factus cibus viatorum genannt; man denke auch die erhabene eucharistische Motette Mozarts Panis angelicus. Außerdem spricht man in der geistlichen Tradition sowohl des Westens wie auch des Ostens vom eucharistischen Geheimnis als von einem Gegenstand der besonderen Anbetung und Lobpreisung seitens der Engel, stellt es doch den wunderbarsten Aspekt des Planes der Schöpfung und der Erlösung dar, der von Ewigkeit her in der Tiefe der Weisheit Gottes verborgen war. Schließlich erinnert die Darstellung der Engel in besonders eindrucksvoller Weise an den transzendenten und übernatürlichen Bestandteil der menschlichen Heilsgeschichte.
Um den Altar versammelt und vor den eindrucksvollen Bildern der Engel kann die „Gemeinde“ der Apostolischen Nuntiatur sich die Worte des Psalm 138 zu eigen machen (Ps 138,1a.2-3a):
Ich preise dich Herr von ganzem Herzen... Zu deinem heiligen Tempel hin bete ich an und preise deinen Namen ob deiner Huld und Treue; denn über alles hast du deinen Namen und dein Wort erhöht. Am Tage, da ich rief, erhörtest du mich,...
Die beiden hohen und engen Öffnungen der Nordwand der Kapelle, die ihrerseits in je zwei Fenster geteilt sind, sind hingegen der Darstellung von Symbolen vorbehalten, die in besonderer Weise mit der Eucharistie verbunden sind, dem Weizenkorn und der Rebe. In entsprechenden Öffnungen, die der Sakristei, die sich unmittelbar an die Kapelle anschließt, Licht geben, soll diese Art der Gestaltung mit der Darstellung von zwei anderen biblischen Pflanzen mit religiöser Bedeutung fortgesetzt werden, mit der des Ölbaumes und der Palme.
Altes Testament
Neues Testament
- Man sieht zwei Gestalten; sie sind schmerzgebeugt; sie treten hinaus in ausgedörrtes Erdreich. Sie sind schon von den Tränen und Schweißtropfen umgeben. Hinter ihnen der Engel mit dem flammenden Schwert.
- Und das Grün eines Gartens und das Blau eines Himmels als Zeichen für das Paradies, das sie nunmehr verloren haben.
- Es beginnt der Weg der Schmerzen, des Lebens in Spannungen und Auseinandersetzungen, des gemeinsamen Ertragens des Schicksals, das Mann und Frau miteinander teilen, aber zugleich auch der Weg der Hoffnung auf Erlösung und Rettung: Denn der verführerischen Schlange hat der Herr vorausgesagt: „Feindschaft will ich stiften zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst nach seiner Ferse schnappen“ (Gen 3, 15).
- Es ist das Protoevangelium, die erste Frohbotschaft für den gefallenen Menschen, die von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben wird, bis der Same, in dem alle Menschen gesegnet sein werden, auf der Erde aufblühen wird: Jesus, das Kind Marias.
Biblischer Bezug:
Gen 3,8a.11b-24
- Da vernahmen sie das Geräusch Gottes, des Herrn, der im Garten beim Windhauch des Tages einherging. Er sprach: „Hast du etwa von jenem Baume gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“ Der Mensch entgegnete: „Die Frau, die du mir als Gefährtin gegeben, hat mir vom Baume gereicht, und ich aß.“ Da sprach Gott, der Herr, zur Frau: „Was hast du getan?“ Die Frau erwiderte: „Die Schlange hat mich betört, und ich aß.“
- Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: „Weil du dies getan hast, sei verflucht aus allem Vieh und allem Getier des Feldes. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang. Feindschaft will ich stiften zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst nach seiner Ferse schnappen.“
- Zur Frau sprach er: „Zahlreich will ich deine Beschwerden machen und deine Schwangerschaften: unter Schmerzen sollst du Kinder gebären. Und doch steht dein Begehren nach deinem Manne, er aber soll herrschen über dich.“ Zum Manne sprach er: „Du hast auf die Stimme deiner Frau gehört und vom Baume gegessen, von dem zu essen ich dir streng verboten habe; darum soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwillen; mühsam sollst du dich von ihm nähren alle Tage deines Lebens! Dornen und Gestrüpp soll er dir sprießen, und Kraut des Feldes sollst du essen! Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot verzehren, bis du zum Ackerboden wiederkehrst, von dem du genommen bist. Denn Staub bist du, und zum Staube sollst du heimkehren!“ Adam nannte seine Frau Eva, denn sie ward zur Mutter aller Lebendigen.
- Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Fellröcke und bekleidete sie. Dann sprach er: „Ja, der Mensch ist jetzt wie einer von uns geworden, da er Gutes und Böses erkennt. Nun geht es darum, dass er nicht noch seine Hand ausstrecke, sich am Baume des Lebens vergreife, davon esse und ewig lebe.“ So wies Gott, der Herr, ihn aus dem Garten Eden fort, dass er den Ackerboden bearbeite, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen, ließ ihn östlich vom Garten Eden wohnen und stellte die Kerubim und die flammende Schwertklinge auf, den Weg zum Baum des Lebens zu behüten.
- An der Bronzetür, durch die man die Kapelle verlässt und in den Flur gelangt, befindet sich als Relief die Figur des Evangelisten Johannes. Er weist auf den Text des „Neuen Gebotes“ hin, das Jesus den Seinen vor seinem Leiden und vor seiner Verherrlichung vermacht hat. In idealer Verbindung hierzu befindet sich seitwärts der Tür im Fenster die Szene des letzten Abendmahles. Um den Tisch sind die zwölf Apostel dargestellt: aufgewühlt über das, was geschieht und was auf den Tisch gelegt ist; das gebackene Brot, den roten Wein, den Gegenstand der Worte - einfach, geheimnisvoll und erhaben -, mit denen der Herr die Eucharistie eingesetzt hat.
- Hier ist eigentlich auch die theologische Entsprechung zu der Szene des oberen Glasfensters: Dort werden die Schuldiggewordenen aus der Gemeinschaft mit Gott ausgestoßen, sie werden dem Weinen und der Mühe unterworfen, dem Schweiß, mit dem sie sich das erarbeiten müssen, was sie für das Leben brauchen, das sterblich ist. Bei diesem Fenster geht es um das Brot des Lebens, das umsonst geschenkt wird. Wer von diesem Brot isst, wird in eine vertraute Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern hineingenommen, die voller Liebe und Freude ist und die nicht der Zerbrochenheit unterworfen ist.
- Die Stellung dieses Glasfensters - das erste am Eingang der Kapelle - will auch zeigen, dass dies der Ort ist, wo das Geheimnis des letzten Abendmahles ständig erneuert wird.
- Die Szene hat offensichtlich zwei gestalterische Pole, innerhalb derer sich das Geheimnis entfaltet: Oben der Apostel Johannes in einem besonderen Verhältnis zum Meister, das er nie mehr wird vergessen können (vgl. Joh 21,20), und das zum Symbol oder besser zum Prototyp der innerlichen Beziehung geworden ist, in der jeder Jünger zu seinem geliebten Meister steht. Die gesamte dargestellte Szene erhebt sich zu dieser Höhe. Der untere Teil des Fensters ist dominiert von der großen dunklen Gestalt des Apostels Judas. Er ist in einer Größe dargestellt, die vielleicht im Verhältnis zu den traditionellen Darstellungen überraschend erscheint; nicht aber im Verhältnis zur Schwere der Tat, die er begeht: weil es sich um frevelhaften Verrat der hochgemuten und reinsten Liebe handelt. Seine Gestalt geht vom Licht weg und tritt in die Nacht ein.
Biblischer Bezug:
Joh 13,1 - Mk 14,18-25 - Joh 13,21-30
- Joh 13,1: Vor dem Paschafest, da Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um hinüberzugehen aus dieser Welt zum Vater, zeigte er den Seinen, die er in dieser Welt liebte, die Liebe bis zur Vollendung.
- Mk 14,18-25: Und während sie bei Tische waren und aßen, sprach Jesus; „Wahrlich, ich sage euch; Einer von euch wird mich verraten, einer, der mit mir ißt“. Da wurden sie betrübt, und einer um den andern fing an, ihn zu fragen; „Etwa ich?“ Er aber sagte zu ihnen; „Einer von den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel eintaucht. Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; doch wehe jenem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird; besser wäre es ihm, er wäre nicht geboren - jener Mensch.“ Und während sie aßen, nahm er Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen mit den Worten: „Nehmt hin, das ist mein Leib!“. Und er nahm einen Kelch, sagte Dank und gab ihnen, und alle tranken aus ihm. Und er sprach zu ihnen; „Das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele (2 Mos 24,8). Wahrlich, ich sage euch: Nicht mehr werde ich trinken von der Frucht des Weinstockes bis zu jenem Tag, da ich neu davon trinke im Reiche Gottes.“!
- Joh 13,21-30: Als Jesus dies sagte, wurde er im Geiste erschüttert, und beteuernd sprach er: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten!“ Da blickten die Jünger einander an, ratlos sich fragend, von wem er rede. Einer von seinen Jüngern, der, den Jesus liebte, lag an der Brust Jesu; diesem winkte Simon Petrus und sagte zu ihm: „Sag, wer ist es, von dem er redet!“ Jener lehnte sich an die Brust Jesu zurück und sagte so zu ihm: „Herr, wer ist es?“ Jesus antwortete: „Der ist es, dem ich den Bissen eintauchen und geben werde“. Und er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Jesus aber sagte zu ihm: „Was du tust, das tue bald!“. Das verstand aber keiner von den Tischgenossen, wozu er es ihm sagte; einige nämlich meinten, weil Judas die Kasse führte, habe Jesus zu ihm gesagt: „Kaufe, was wir brauchen für das Fest“, oder er solle den Armen etwas geben. Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war Nacht.
- Die Taube verkündet die Rückkehr des Friedens der Natur, indem sie einen Olivenzweig bringt. Der Olivenzweig wird von nun an durch die Jahrhunderte als Zeichen des Friedens gelten.
- Noe betritt das Land; er begrüßt es, nachdem er der Gefahr entkommen ist, mit einer Geste des Willkommens und des Gebetes. Über ihn spannt sich der Regenbogen: als ein Ur-Bund zwischen Gott und dem Menschen und der ganzen Schöpfung.
- Die Wasserwellen zeigen etwas Festliches und Überschäumendes. Jetzt sind es die Wasser des Lebens. Die Schöpfung im Licht des Wortes Gottes fühlt sich Noe verbunden, bietet ihm einen Ort der Zuflucht, Nahrung zum Leben, Raum, damit er dem eigenen Dasein Gestalt geben kann.
- Noe schaut nach vorn und nach oben. Er hofft und betet. Schon er ist ein Bild für den neuen Menschen.
Biblischer Bezug:
Gen 7,1.6.17-20; 8,6-12; 9,8-17
- Da sprach der Herr zu Noe: „Gehe hinein in die Arche mit deiner ganzen Familie; denn dich habe ich gerecht angetroffen vor meinem Angesichte unter diesem Geschlecht“...
- Noe war sechshundert Jahre alt, als die Flut auf die Erde kam...
- Die Flut ergoß sich über die Erde vierzig Tage lang; die Wasser wuchsen an, sie hoben die Arche, und diese stieg von der Erde empor. Die Wasser schwollen an und mehrten sich gewaltig auf der Erde; die Arche aber fuhr auf den Wassern dahin. Und die Wasser nahmen immer mehr zu; alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel wurden bedeckt. Fünfzehn Ellen darüber stiegen die Wasser; so wurden die Berge bedeckt...
- Nach vierzig Tagen tat Noe das Fenster der von ihm gebauten Arche auf. Er ließ einen Raben ausfliegen; der flog hin und zurück, bis das Wasser von der Erde vertrocknet war. Da ließ er eine Taube hinaus, um zu sehen, ob der Wasserspiegel auf der Erdoberfläche gesunken sei. Die Taube fand aber keine Stätte für ihren Fuß und kehrte zu ihm in die Arche zurück; denn noch war Wasser auf der ganzen Erde. Noe streckte seine Hand aus, ergriff sie und nahm sie in die Arche zurück. Dann wartete er weitere sieben Tage und sandte wiederum die Taube aus der Arche. Die Taube flog gegen Abend zu ihm zurück, aber siehe, sie trug ein frisches Ölblatt in ihrem Schnabel. Noe wusste nun, daß das Wasser auf Erden gefallen war. Nach weiteren sieben Wartetagen schickte Noe die Taube wieder aus; sie kehrte nicht mehr zu ihm zurück...
- Gott sprach zu Noe und seinen Söhnen: „ Wohlan denn, ich errichte meinen Bund mit euch und euren Nachkommen und mit allen lebenden Wesen bei euch, mit Vögeln, Vieh und jeglichem Wild des Feldes, mit all denen, die die Arche verlassen haben. Meinen Bund errichte ich mit euch: Es soll niemals wieder alles Leben von den Wassern der Flut ausgerottet werden, ja, es soll keine Flut mehr kommen, die Erde zu verderben!“ Weiter sprach Gott; „Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und euch stifte und zwischen jeglichem Lebewesen bei euch für immerwährende Geschlechter: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll ein Bundeszeichen zwischen mir und der Erde sein. Wenn ich nun Gewölk über der Erde balle, und wenn der Bogen in den Wolken erscheint, so will ich meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch und allen lebenden Wesen besteht, und niemals mehr soll das Wasser zur Flut werden, um jegliches Leben zu verderben. Wenn der Bogen in den Wolken steht, dann werde ich ihn ansehen, um des immerwährenden Bundes zu gedenken, der zwischen Gott und allen Lebewesen jeglicher Art auf Erden besteht.“ Gott sprach zu Noe: „Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Lebewesen auf Erden stifte“.
- Das Fenster ist in zwei Szenen geteilt; in der unteren ist der Augenblick dargestellt, in dem Petrus die Hand seines Meisters sieht, die dieser ihm entgegenstreckt, um ihn vor der Wut der Wogen zu retten, die ihn zu verschlingen drohen. Schwarze Massen veranschaulichen den Abgrund des Todes. Petrus hat Angst bekommen. In dieser Angst hat er - kleingläubig, wie er ist - angesichts der entfesselten Kräfte der Natur zu sehr auf sich und seine Ohnmacht geschaut - statt auf die Allmacht Gottes. Nun aber schreit er: „Meister, rette mich ...“ - und die ausgestreckten Hände des Meisters holen ihn in das Boot des Heiles.
- Es ist leicht, hier die theologische Entsprechung dieses Fensters mit dem oberen zu sehen. Dort ist Noe gerettet vor dem Wasser der Sintflut, die eine Folge der menschlichen Sünde war. Hier ist es Petrus, der durch Jesus vor den tobenden Wellen des Sees gerettet wird, aber vor allem dem Sturm des Zweifels und des Kleinglaubens entrissen wird.
Die Gestaltung des Fensters ist derart, dass der Hahn rechts oben im Bild der Taube, die Noe ausschickt, im oberen Fenster eine Entsprechung hat. Beide Tiere sind Verkünder des Heiles: Der Hahn erinnert Petrus an das Wort des Herrn: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Hier im Bild macht er aufmerksam auf die Erfüllung der Voraussage Jesu. Sein Schrei öffnet den Weg zu den Tränen der Reue und des Heiles. - Auf einem rot-violetten Hintergrund tritt noch die Gestalt des vorübergehenden Christus hervor mit der Dornenkrone als Zeichen seiner Demütigung und Symbol seiner Herrlichkeit.
- Petrus - in seiner grauen Niedergeschlagenheit fast monumental dargestellt - wischt sich mit der Hand die Tränen seiner Reue und seiner Erlösung ab.
Biblischer Bezug:
Mt 14,22-33 - Mt 26,65-75
- Mt 14,22-33: Sogleich drängte Jesus seine Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das andere Ufer vorauszufahren, bis er das Volk entlassen habe. Nach der Entlassung des Volkes stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten; als es schon spät wurde, war er allein noch dort. Das Schiff hatte sich schon viele Stadien vom Lande entfernt und wurde von den Wogen sehr bedrängt; denn es herrschte Gegenwind. Um die vierte Nachtwache jedoch kam er, auf dem See einhergehend, zu ihnen. Als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, entsetzten sie sich in der Meinung, es sei ein Gespenst, und vor Furcht schrieen sie. Sogleich aber redete Jesus sie an; „Seid getrost; ich bin es! Fürchtet euch nicht!“
- Da entgegnete ihm Petrus und sprach: „Herr, wenn du es bist, so laß mich hinkommen zu dir über das Wasser!“ Er sagte; „Komm!“ Und Petrus stieg aus dem Schiff, ging über das Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und da er anfing zu sinken, rief er: „Herr, hilf mir!“ Sogleich streckte Jesus seine Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: „Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?“ Und da sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber im Schiffe waren, fielen vor ihm nieder und sagten: „Wahrlich, du bist Gottes Sohn!“
- Mt 26,65-75: Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: „Er hat gelästert! Was brauchen wir noch Zeugen? Seht, nun habt ihr die Lästerung gehört. Was dünkt euch?“ Sie antworteten: „Er ist schuldig des Todes!“ Da spieen sie ihm in das Gesicht und schlugen ihn; andere gaben ihm Backenstreiche und sagten: „Weissage uns, Messias, wer ist es, der dich geschlagen hat?“ Petrus aber saß draußen im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sagte; „Auch du warst bei Jesus, dem Galiläer.“ Er aber leugnete vor allen und sprach: „Ich weiß nicht, was du redest.“ Als er zur Vorhalle hinausging, sah ihn eine andere Magd und sagte zu denen, die dort waren: „Dieser war bei Jesus, dem Nazoräer.“ Und er leugnete abermals mit einem Schwur: „Ich kenne den Menschen nicht.“ Kurz darauf traten die Umstehenden hinzu und sagten zu Petrus: „Wirklich, auch du bist einer von ihnen; denn auch deine Sprache verrät dich.“ Da fing er an zu fluchen und zu schwören: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Und sogleich krähte ein Hahn. Petrus aber erinnerte sich des Wortes Jesu, das er gesagt hatte: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und er ging hinaus und weinte bitterlich
- Es ist die eben beschriebene Szene. Die Hitze des Mittags ist ausgedrückt in dem milchigen Weiß, das Abraham umhüllt.
- In den drei Gestalten, die eine Einheit bilden, und durch die einzige blaue Farbe dargestellt werden, hat die christliche Tradition eine vorausdeutende Darstellung der Dreifaltigkeit gesehen. Der biblische Text wechselt ja von den Dreien zu einer Person.
- Im Hintergrund sieht man Sarah, die vom Zelt her beobachtet, was zwischen Abraham und den Dreien geschieht, und die ihre Worte hört.
- Ganz überraschend ist oben auf der linken Seite der gestirnte Himmel zu sehen. Die dargestellte Begebenheit ereignet sich in der Hitze des Mittags. Der Künstler hat offenbar an die andere Abraham gegebene Verheißung Gottes erinnern wollen:
- „Er führte ihn hinaus ins Freie und sprach: „Schau doch auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst!“ Und er versicherte ihm: „So wird deine Nachkommenschaft sein.“ Er aber glaubte dem Herrn, und dieser rechnete es ihm als Gerechtigkeit an (Gen 15, 5f).
- Abraham ist der an Gott Glaubende und so der Gerechte. Als solcher ist er der Vater im Geiste für all diejenigen, die an Gott glauben: für seine nicht zu zählende Nachkommenschaft. Durch den Glauben wird Abraham, wird jeder Glaubende der Gemeinschaft mit Gott - und seiner Allmacht - teilhaftig. Als Gott Abraham berief, seine Heimat zu verlassen und in ein Land einzuziehen, das er ihm zeigen würde, hatte Gott hinzugefügt:
- „Ich will dich zu einem großen Volke machen und dich segnen und deinen Ruhm erhöhen; sei du ein Segen! Segnen will ich, die dich segnen, und wer dich verflucht, dem will auch ich fluchen. In dir sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet sein!“ (Gen 12, 2f).
- In der Person Abrahams konkretisiert sich der Weg der Erlösung in einer historischen Gestalt, die die Geschichte des Volkes Gottes prägt.
Biblischer Bezug:
Gen 18,1-15
- Der Herr erschien ihm bei der Rieseneiche von Mamre; er saß gerade an dem Zelteingang zur heißen Tageszeit. Als er seine Blicke erhob, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Sobald er sie erblickte, lief er ihnen vom Zelteingang entgegen und beugte sich tief zur Erde nieder. Er sprach: „Meine Herren, habe ich Gunst vor euch gefunden, so eilt doch nicht an eurem Knecht vorüber! Es werde ein wenig Wasser geholt; wascht eure Füße und ruht unter den Bäumen aus! Ich hole einen Bissen Brot; labt euch dann und wandert nachher weiter; denn darum seid ihr ja bei eurem Knechte vorbeigekommen!“
- Sie sprachen: „Tue, wie du gesagt hast!“ Da eilte Abraham in das Zelt zu Sara und sprach: „Eile doch! Nimm drei Maß Mehl, und zwar Weizengrieß, knete es und backe Kuchen!“ Abraham lief zur Rinderherde, suchte sich ein zartes und schönes Jungrind und gab es dem Knechte, der beeilte sich, es zu bereiten. Er holte Sahne und Milch und das hergerichtete Jungrind und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen auf unter den Bäumen, während sie aßen. Dann fragten sie ihn: „Wo ist deine Frau Sara?“ Er antwortete: „Hier im Zelt.“ Der Herr sprach: „Gewiß werde ich dich übers Jahr wiederum besuchen; dann hat deine Frau Sara einen Sohn.“ Sara aber horchte im Zelteingang hinter ihm. Abraham und Sara waren alt, vorgerückt an Tagen; Sara ging es nicht mehr nach der Frauen Regel. Sara lachte in sich hinein und dachte; „Ich bin doch verblüht; da soll mir noch Liebeswonne werden? Und auch mein Gatte ist schon ein Greis.“
- Der Herr sprach zu Abraham: „Warum hat Sara denn gelacht und gedacht: „Soll ich wahrhaftig noch gebären, da ich doch alt bin?“ Ist für den Herrn etwas unmöglich? Übers Jahr zur festgesetzten Zeit kehre ich zu dir zurück; dann hat Sara einen Sohn.“ Sara versuchte zu heucheln und sprach: „Ich habe nicht gelacht.“ Denn sie fürchtete sich. Er aber sprach: „Doch, du hast gelacht“
- Maria ist in ihrer Himmelfahrt dargestellt, mit Sternen gekrönt - ein Hinweis auf das große Zeichen der apokalyptischen Frau (vgl. Offb 12,1: „Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umkleidet, der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen“); sie wird von den Engeln gleichsam getragen und erhoben
- Sie ist die Tochter Abrahams, die Gebenedeite, weil sie geglaubt hat; und sie tritt endgültig in das wahre „verheißene Land“ ein, d. h. in die Fülle des göttlichen Lebens, und nicht in ein Land, das nur Vorbild des endgültigen war: das, in das Abraham gelangte. Dieses Fenster entspricht daher auch dem mit Abraham in der oberen Reihe.
- Die Hände Marias sind offen, sie drücken beschauliches Gebet aus; Maria ist in der beglückenden Anschauung Gottes. Ihr Hände sind aber auch offen in der Geste eines zu den Glaubenden hin gerichteten Segens, denen auch der Blick Marias zugewandt bleibt, und die berufen sind, an der ihr geschenkten Gnade Anteil zu haben.
- Zwei gestalterische Elemente im unteren Teil des Fensters dürfen nicht unbeachtet bleiben:
- Da ist einmal das Viereck mit dem Kreuz; es steht für das nunmehr leere Grab, das vom Kreuz Christi geweiht wurde, fruchtbar gemacht wurde und zur Quelle des Lebens. Das irdische Leben Marias ist von der Wirklichkeit des Kreuzes Christi her zu sehen. Maria ist - wie das Zweite Vatikanische Konzil im Einklang mit der Tradition der Kirche lehrt - die „großmütige Gefährtin Christi vor allem, als sie mit ihrem am Kreuz sterbenden Sohn litt“ (vgl. Lumen Gentium 61). -
Dann ist da die große Rose, die aus fünf rot-violetten Blütenblättern und einer goldenen Blumenkrone besteht: Maria ist die „rosa mystica“, in der das Leiden und die Liebe sich zu dem Duft eines Lebens verschmelzen, das ganz für Christus und seine Brüder da ist.
Es ist noch zu bemerken, dass dieses Fenster zusammen mit denen von Petrus und Paulus zur Rechten und zur Linken ein traditionelles Motiv der christlichen Ikonografie wiederholt: Maria unter den Aposteln, wobei die Gestalt Marias erhöht erscheint, wie eine Spitze in Bezug auf die weniger erhobenen Gestalten der beiden Apostel.
Biblischer Bezug:
II. Vatikanisches Konzil: Lumen Gentium 68 - Präfation vom 15. August
- II. Vatikanisches Konzil: Lumen Gentium 68: Wie die Mutter Jesu, im Himmel schon mit Leib und Seele verherrlicht, Bild und Anfang der in der kommenden Weltzeit zu vollendenden Kirche ist, so leuchtet sie auch hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Tages des Herrn (vgl. 2 Petr 3,10) als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran.
- Präfation vom 15. August: Fest Mariä Aufnahme in den Himmel: Die jungfräuliche Gottesmutter wurde in den Himmel erhoben und empfing als erste von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheißen ist, und wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung. Dem pilgernden Volk ist sie ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle des Trostes. Denn ihr Leib, der den Urheber des Lebens geboren hat, sollte die Verwesung nicht schauen.
- Moses hat sich in Anbetung vor dem brennenden Dornbusch niedergeworfen.
- Es sieht aus, als hätte eine Explosion das Dorngestrüpp zerfetzt. Aus den Flammen kommt in der Gestalt eines Engels - nach der Tradition, die die Bibel überliefert hat - das geheimnisvolle, verborgene und doch leuchtende Gesicht desjenigen hervor, der sich offenbart.
- Dem Moses wird der Name Gottes offenbart: Jahwe. Einfacher und nicht zu deutender Name: „Der ich bin“; oder „Der ich bin da“; oder „der ich schaffe“. Geheimnisvoller Name; so überwältigend geheimnisvoll, dass die Juden es sich verbieten, ihn auszusprechen. Tetragramma ineffabile. Vor allem aber ist es der Name der Befreiung: denn mit ihm - allein in seiner Kraft - wird Moses sein Volk von der ägyptischen Sklaverei in das verheißene Land führen, in eben das Land, das Gott dem Vater Abraham für seine Nachkommen versprochen hat.
- Dass Moses sich so tief niederbeugt, kann eine doppelte Bedeutung haben: dass er seiner Nichtigkeit angesichts der Heiligkeit Gottes Ausdruck verleiht und Jahwe in seiner Größe anbetet, aber auch, dass er die Last der Herrlichkeit auf sich nimmt. Es ist der Name, den er und sein Volk durch eine Geschichte der Heldentaten und der Schwachheit, durch Tage der Erniedrigung und der Freude, bis zu der Schwelle des Neuen Testamentes bewahren werden, in dem Gott die Offenbarung seines Namens vollenden wird: Vater. So - als Vater - „ist er da“, so „schafft er“ den neuen Menschen.
Biblischer Bezug:
Ex 3,1-6.7.8a.10.13-15
- Moses weidete das Kleinvieh seines Schwiegervaters Jetro, des Priesters von Midian. Er trieb die Herde bis hinter die Wüste und kam zum Gottesberg Horeb. Der Engel des Herrn erschien ihm in einer Feuerflamme, mitten aus einem Dornbusch heraus. Er schaute, und siehe da, der Dornbusch brannte zwar im Feuer, wurde aber dabei nicht verzehrt. Moses sprach: Ich will näher hingehen und diese gewaltige Erscheinung ansehen, wie es kommt, dass der Dornbusch nicht verbrennt! Der Herr sah, wie jener herankam, um nachzusehen. Da rief Gott mitten aus dem Dornbusch und sprach: Moses! Moses! Da antwortete er: Hier bin ich!Und er sprach: Tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden! Er fuhr fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!Moses verhüllte sein Antlitz, denn er fürchtete sich, Gott anzublicken...
- Der Herr sprach: Ich sah gar wohl das Elend meines Volkes in Ägypten, und ihr Schreien angesichts ihrer Treiber hörte ich; ja, ich kenne ihre Schmerzen! Ich stieg deshalb herab, um sie aus der Hand der Ägypter zu befreien und hinaufzuführen aus diesem Land in ein schönes und weiträumiges Land, das von Milch und Honig fließt ... Jetzt also gehe hin! Ich will dich zum Pharao senden! Führe mein Volk, die Kinder Israels, aus Ägypten heraus!...
- Moses sprach zu Gott: Wenn ich nun zu den Kindern Israels komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich dann fragen werden: ,Wie heißt er?, was soll ich ihnen dann antworten? Gott entgegnete dem Moses: Ich bin, der ich bin! Er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sprechen: Der Ich bin hat mich zu euch gesandt. Und weiter sagte Gott zu Moses: So sollst du zu den Kindern Israels sprechen: Der Herr (Jahwe), der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs hat mich zu euch gesandt. Dies soll mein Name für immer sein und dies mein Rufname von Geschlecht zu Geschlecht.
- Paulus, der unermüdliche Apostel der Heiden, der das Evangelium jenseits der Grenzen Israels durch Asien und Europa bis zum Herzen des Römischen Reiches brachte, ist hier in einem Augenblick der Besinnung dargestellt, als er einen seiner bewundernswerten Briefe schreibt, und zwar den Ersten an die Korinther mit dem berühmten Hymnus über die Liebe. Die Worte, die der Künstler in lateinisch - der Sprache der alten Kirche - wiedergegeben hat, lauten: Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: das Größte von ihnen ist die Liebe.
- Es ist der Ausdruck von dem, was letztendlich im gegenwärtigen und im zukünftigen Leben gilt.
- Von dieser Liebe getrieben, ist Paulus allen alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten (vgl. 1 Kor 9,22).
- Und wie Moses sein Volk von der Sklaverei in Ägypten befreit hat, so hat Paulus durch das Gesetz der Liebe im Geist Christi den Glaubenden die Befreiung von der Enge des Gesetzes verkündet und der ganzen Menschheit die Tür zu den Verheißungen des auserwählten Volkes geöffnet. Hier vor allem ist die theologische Entsprechung diese Fensters zu dem der oberen Reihe zu sehen.
- Aber sie zeigt sich auch in der Gestalt in der oberen Hälfte des Fensters, die wie ein Spiegelbild auf feuerfarbenem Grund an die mystische Erfahrung des Paulus erinnert: bis in den dritten Himmel entrückt. Moses schaute Gott von Angesicht zu Angesicht (vgl. Ex 33,11a; Deut 5,4). Dem Paulus offenbarte sich der Auferstandene in einer ihn blendenden Vision und machte ihn der „himmlischen Geheimnisse“ teilhaftig, von denen seine Briefe unvergleichliche Zeugnisse sind (vgl. Eph 3,8-9: „Mir, dem geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade verliehen, den Heiden die Botschaft zu bringen vom unergründlichen Reichtum Christi und allen aufleuchten zu lassen, was es um die Verwirklichung des Geheimnisses ist, das von Ewigkeit her verborgen war in Gott, dem Schöpfer des Alls“).
Biblischer Bezug:
1 Kor 13,1-13 - 2 Kor 12,1-5.7b-10
- 1 Kor 13,1-13: Wenn ich mit den Zungen der Menschen und der Engel rede, doch Liebe nicht habe, bin ich ein tönendes Metall oder eine klingende Schelle. Und wenn ich Prophetengabe besitze und um alle Geheimnisse weiß und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben habe, dass ich Berge versetze, doch Liebe nicht habe, so bin ich nichts. Und wenn ich all meine Habe austeile [zur Speise für die Armen], und wenn ich meinen Leib hingebe zum Verbrennen, doch Liebe nicht habe, nützt es mir nichts.
- Die Liebe übt Nachsicht; in Güte handelt die Liebe. Sie eifert nicht; die Liebe macht sich nicht groß, sie bläht sich nicht auf. Sie benimmt sich nicht ungehörig; sie sucht nicht das Ihre; sie lässt sich nicht erbittern; sie rechnet das Böse nicht an. Sie hat nicht Freude am Unrecht, freut sich jedoch an der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
- Die Liebe hört niemals auf. Ob Prophetengaben, sie gehen zu Ende; ob Reden in Zungen, sie werden aufhören; ob Erkenntnis, sie nimmt ein Ende. Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser prophetisches Reden. Kommt aber die Vollendung, wird das Stückwerk abgetan werden.
- Als ich noch Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind, überlegte wie ein Kind; da ich aber Mann geworden, legte ich die Art des Kindes ab. Denn jetzt schauen wir durch einen Spiegel im unklaren Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, so wie auch ich erkannt bin.
- Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: das Größte von ihnen ist die Liebe.
- 2 Kor 12,1-5.7b-10: Wenn schon gerühmt sein muß - ist es auch zu nichts nütze -, will ich zu den Gesichten kommen und zu den Offenbarungen des Herrn. Ich weiß einen Menschen in Christus, der vor vierzehn Jahren - ob im Leibe, ich weiß es nicht, ob außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es - entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Und ich weiß, dass dieser Mensch - ob mit dem Leibe oder außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es - in das Paradies entrückt wurde und unsagbare Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf. Dessen will ich mich rühmen; doch nicht meiner selbst will ich mich rühmen, es sei denn meiner Schwächen.
- Es wurde mir ein Stachel gegeben ins Fleisch, ein Engel des Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. Dessentwegen bat ich dreimal den Herrn, er möge ablassen von mir, und er sagte zu mir: „Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung.“ So will ich denn viel lieber meiner Schwächen mich rühmen, damit die Kraft Christi sich niederlasse auf mich. Darum habe ich Gefallen an Schwächen, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Bedrängnissen um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
- Das Bild ist durchkreuzt von der zornigen Lanze Sauls, die aber ins Leere schlägt. Die Bosheit des Königs in seiner missgünstigen Wachsamkeit wird verdeutlicht durch die schwarzen, rötlichen dunkelgrünen Blöcke.
- Die blaue Gestalt Davids ist wie auf die Kitara gebeugt, ganz vertieft in die liebliche Vision seiner Psalmen.
- Im Neuen Testament wird David als Verfasser von Psalmen oft zitiert; besonders sind die Stellen hervorzuheben, die sich in Bezug auf Jesus als Messias und auf seine Auferstehung und seine Gottessohnschaft auslegen lassen:
- Ps 2, 7: So will ich den Beschluß des Herrn verkünden: Der Herr sprach zu mir: „Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt“ (vgl. Apg 13, 33; Heb 15, 55).
- Ps 15, 10: Denn du gibst mein Leben nicht der Unterwelt preis und läßt deinen Frommen die Grube nicht schauen” (vgl. Apg 2, 27; 13, 33).
- Ps 109, 1: Spruch des Herrn für meinen Herrn: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache!“ (vgl. Mt 22, 44; Mk 12, 36; Lk 20, 42).
- Im „Sohn Davids“ - so wird Jesus oft im Neuen Testament von leidenden Menschen gerufen - werden alle Verheißungen, die Gott im Alten Testament gegeben hat, verwirklicht, und ihre Verwirklichung geht unvergleichlich weit über die Verheißungen hinaus.
- Die Bedeutung der Psalmen für die glaubende Seele erläutert eine beredte Seite des hl. Ambrosius: „Wer sie liest, weiß, mit welchem besonderen Heilmittel er die Wunden des eigenen Leidens heilen kann ... In den Psalmen wird uns Jesus nicht nur geboren, sondern er nimmt auch jenes heilbringende Leiden des Leibes auf sich, er liegt im Grab, er ersteht von den Toten auf, er steigt zum Himmel auf, er sitzt zur Rechten des Vaters... Was gibt es Besseres als einen Psalm? Deshalb sagt David sehr treffend: ,Lobet den Herrn, denn der Psalm ist etwas Gutes; unserem Gott sei liebliches, schönes Lob!’ Und das stimmt. Der Psalm ist ja eine vom Volk gesprochene Preisung, ein Lob Gottes durch die Versammlung, Beifall von allen, gemeinsam gesprochenes Wort, Stimme der Kirche, wohlklingendes Glaubensbekenntnis.“
Biblischer Bezug:
1 Sam 18,6-16
- Als David von der Erschlagung des Philisters heimkehrte, zogen beim Einzug die Frauen aus allen Städten Israels singend und Reigen tanzend dem König Saul entgegen. Sie schlugen Pauken, jubelten und spielten auf Triangeln. Die Frauen sangen in Wechselchören zum Reigentanz und riefen: „Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend!“ Saul ergrimmte gar sehr; denn diese Worte missfielen ihm. Er sprach: „Zehntausend hat man dem David gegeben, mir aber nur Tausend; ihm fehlt nur noch das Königtum.“ Von diesem Tag an betrachtete er David dauernd mit Argwohn. Am andern Tag kam ein böser Geist Gottes über Saul, und er gebärdete sich in seinem Hause wie ein Rasender; David aber spielte die Harfe, wie er es täglich zu tun pflegte. Saul hatte eine Lanze in seiner Hand, schleuderte sie gegen David und dachte: „Ich will David an die Wand spießen!“ David aber entwich ihm zweimal.
- Saul fürchtete sich vor David; denn der Herr war mit ihm, von Saul aber war er gewichen. Daher entfernte Saul David aus seiner Nähe und machte ihn zum Obersten einer Tausendschaft. Er zog an der Spitze seiner Krieger aus. David hatte Erfolg bei all seinen Unternehmungen, und der Herr war mit ihm. Saul sah, dass er so großen Erfolg hatte, und empfand ein Grauen vor ihm. Ganz Israel und Juda liebten David, denn er zog an ihrer Spitze aus und ein.
- Die Szene erscheint fast wie eingefasst in die großen Steinblöcke des Grabes, das jetzt dem Licht des Lebens offensteht. Hand und Seite des Herrn tragen die Zeichen seines Leidens. Die Haltung Marias von Magdala verkörpert schauende Anbetung, erfüllte Liebe.
- Sie ist der erste Mensch, dem der auferstandene Christus, der neue Adam, der unsterbliche Mensch sich offenbart: gerade und bezeichnenderweise ihr, die von dem „Urheber das Todes“ schrecklich unterdrückt worden war (vgl. Mk 16,9: „Als er in der Frühe am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst Maria Magdalena, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte“).
- Die drei Kreuze im Hintergrund erinnern an die Stelle und an den Augenblick, in dem der große Übergang zum Leben und zur Freiheit geschehen ist.
- Bewundernswert in diesem Fenster sind die großen Pinselstriche des Himmels: sie erinnern an “den neuen Himmel“, der sich jetzt mit der Auferstehung Christi über der Menschheit eröffnet (vgl. Off 21,1: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen...“ )
- In diesem Fenster haben wir die dritte Frau des Zyklus: Die erste ist Eva, die erste Frau, die Mutter aller Menschen - die zweite ist Maria, die Gebenedeite unter den Frauen, die Mutter der Kirche - die dritte nun, Maria von Magdala, ist die Frau in der Neuheit des Lebens, die Verkünderin des Glaubens: drei Frauen, die einmalig sind und doch alle drei - jede in ihrer Art - eng mit unserem Leben und unserem Glauben verbunden.
- Das Fenster entspricht dem oberen, das David gewidmet ist, dem Propheten der Auferstehung - wie Petrus und Paulus ihn entschieden und mutig in ihren öffentlichen Reden deuten (Apg 2,21-36; 13,22-41).
- Dieses Fenster entspricht auch dem ersten Fenster des Zyklus, wo von der Vertreibung des Menschen aus dem himmlischen Garten die Rede war. Hier erscheint der „göttliche Gärtner“, der den vor einem Grab weinenden Menschen zur beglückenden und menschlichen Gemeinschaft mit Gott wieder einlässt. Mein Vater -euer Vater, mein Gott - euer Gott: das ist die Botschaft des neuen Lebens, die er Maria für die Apostel und letztendlich für die ganze Menschheit anvertraut.
Biblischer Bezug:
Joh 20, 11-18
- Maria aber stand draußen vor dem Grabe und weinte. Und während sie weinte, beugte sie sich hinein ins Grab und sah zwei Engel dasitzen, in weißen Gewändern, einen zu Häupten und einen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Sie sagten zu ihr: „Frau, was weinst du?“ Sie sagte zu ihnen: „Weil sie meinen Herrn weggenommen haben und ich nicht weiß, wo man ihn hingelegt hat.“ Nach diesen Worten wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, aber ohne zu wissen, dass es Jesus war. Jesus sprach zu ihr: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“ Da sie meinte, er sei der Gärtner, sagte sie zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen.“ Jesus sprach zu ihr: „Maria!“ Sie wandte sich um und sagte auf hebräisch zu ihm: „Rabbuni“, das heißt: „Mein Herr!“ Jesus sprach zu ihr: „Rühre mich nicht an; denn noch bin ich nicht aufgefahren zum Vater; geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Maria Magdalena ging und verkündete den Jüngern: „Ich habe den Herrn gesehen“, und dies habe er ihr gesagt.
Engeldarstellung
Eucharistische Symbole
- Die Lanze des Erzengels nimmt ihren Ausgang von der Öffnung des Himmels, wo Gott in unzugänglichem Lichte wohnt (vgl. 1 Tim 6,16), und durchbohrt den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan (vgl. Off 20,2), den Feind des Menschen, der von Anfang an Lügner und Mörder ist (vgl. Joh 8,44), durchbohrt seinen Kopf und dringt bis zum furchtbaren Stachel. Der Leib des abscheulichen Wurmes - zu Tod getroffen - windet sich in dem vergeblichen Versuch zu widerstehen.
- Der Erzengel ist dargestellt in einer fast abstrakten Form - ein Gesicht und zwei Flügel -, die auf seine Wirklichkeit als Geistwesen deutet. Denn die Engel sind „reine Geister“. Der Hebräerbrief definiert sie als dienende Geister, ausgesandt zum Dienste derer, die das Heil erben sollen (vgl. Heb 1,14)
- Michael bedeutet: Wer ist wie Gott? Er wird als Fürst der himmlischen Heerscharen bezeichnet. Er steht dem Volk Gottes bei. Das Buch des Propheten Daniel spricht von Michael als von dem „großen Fürsten, der über den Söhnen deines Volkes schützend steht“ (vgl. Dan 10,13.21b; 12,1). Seit dem Mittelalter wird Michael besonders als Schutzpatron des deutschen Volkes verehrt.
- Mit diesem Fenster erreicht das Thema des Kampfes des Bösen gegen das Gute seinen Abschluss. Dieser Kampf findet seinen Niederschlag in verschiedenen Themen dieses kleinen Zyklus der Heilsgeschichte. Den Anfang bildet dabei die Vertreibung der Stammeltern aus dem Paradies nach dem Sündenfall; später sieht man die mörderische Wut Sauls gegen David; schließlich ist zu erkennen, wie sich die tragische Gestalt Judas, des Verräters, vom Letzten Abendmahl wegschleicht. Der Sieg gehört dem Guten - dem Leben - Gott, wie eben dieses Fenster mit dem Erzengel Michael zeigt.
Biblischer Bezug:
Off 12,7-10
- Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus, und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel. Gestürzt wurde der große Drache, die alte Schlange, die den Namen Teufel und Satan trägt, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde hinabgestürzt auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm gestürzt. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel rufen: „Jetzt ist gekommen das Heil und die Kraft und das Königtum unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten; denn gestürzt ist der Ankläger unserer Brüder, der sie verklagte vor unserem Gott Tag und Nacht.
- Im unteren Glasfenster sieht man das Weizenkorn unter den Erdschollen, in einem Feld. Es ist ein Hinweis auf die oben zitierte Stelle von Joh 12,24-25a, die sich zuallererst auf das Leiden Christi bezieht und auf seinen Opfertod, der fruchtbar wird für das Leben der Menschheit. Sein Opfertod, erneuert sich in der Feier der Eucharistie.
- Das Korn blüht auf zuerst mit einer blassen Farbe, und dann mit der goldenen Farbe der Ähren. Auf der Spitze der hochaufgerichteten Ähre kann man zwei kostbar gezeichnete Blätter sehen, eines grün, das andere braun, also schon verdorrt: Es lässt daran denken, dass auch die blühende und volle Ähre sterben muss, um ihre Weizenkörner herzugeben.
- In dem oberen Glasfenster sieht man die Körner des reifen Weizens, und den Engel, der ihn aberntet und - wie sich hier zeigt - fast in seine geflügelte Dimension aufnimmt.
- In der Kraft der Eucharistie vollzieht sich so der Übergang von der schwarzen Erde - vom Staube, zu dem alle Kinder Adams zurückkehren - zum ewigen Leben.
Biblischer Bezug:
Joh 12,24-25a - Mk 4,26-29 - Joh 6,51 - Mt 26,26
- Joh 12,24-25a: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht“.
- Mk 4,26-29: Er sprach auch: „Mit dem Reiche Gottes ist es so wie bei einem Mann, der den Samen in die Erde streut. Er schläft, er steht auf, es wird Nacht, es wird Tag, der Same sprosst und wächst, ohne dass er es wahrnimmt. Von selbst trägt die Erde Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann volles Korn in der Ähre. Und wenn die Frucht es zuläßt, legt er alsbald die Sichel an; denn die Ernte ist da“.
- Joh 6,51: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, Wenn einer von diesem Brote isst, wird er leben in Ewigkeit, und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“.
- Mt 26,26: Während sie nun aßen, nahm Jesus Brot, sprach den Segen, brach es und gab es den Jüngern mit den Worten: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib“.
- Raphael bedeutet: Gottes Arznei. Er ist der Erzengel, der in dem wunderschönen biblischen Buch Tobit in Erscheinung tritt. Dieses ist eine erbauliche Erzählung, die den frommen Israeliten in seinen familiären Tugenden, in seinem unerschütterlichen Vertrauen auf Gott in guten und in schwierigen Tagen, wie auch in der Zeit der ninivitischen Gefangenschaft in seiner Sehnsucht nach Jerusalem ermutigen und trösten will.
- Raphael begleitet den jungen Tobit von Ninive nach Ekbatana und führt ihn zu dem Haus der Cousine Sara und begleitet ihn wieder zurück zum Vaterhaus.
- In der Darstellung des Glasfensters ist er an der Seite des jungen Tobit, es sieht aus, als hielte er ihn an der Hand. Der junge Tobit erscheint bekleidet wie mit einer Pilgerkleidung, fast wie mit der Kutte eines Mönches. So wie der Engel hält er in der linken Hand den Pilgerstab, in der anderen trägt er die Urkunde der 10 Silbertalente, die sein Vater Tobias bei Gabael in Rages angelegt hat und die er zurückholen muß.
- In dem unteren Teil links sieht man den Fisch, der den jungen Tobit im Fluß Tigris angegriffen hat: Nach der Anweisung des Erzengels Raphael konnte Tobit seine Braut Sara von dem Teufel befreien, indem er das Herz und die Leber des Fisches vor ihr räucherte, und bei seiner Rückkehr nach Haus konnte er die Blindheit seines Vaters heilen, indem er die Galle des Fisches als Salbe auf dessen Augen strich.
- Neben Michael und Gabriel ist Raphael einer der drei Erzengel, die die Kirche in einem gemeinsamen Fest am 29. September feiert.
Biblischer Bezug:
Tob 5,4-6a - 12,11-15
- Tob 5,4-6a: Er ging weg, um einen Mann zu suchen, der ihn auf der Reise begleiten könnte, und fand Raphael, einen Engel; er wusste es aber nicht. Er fragte ihn: „Kann ich wohl mit dir nach Ragai in Medien reisen? Bist du ortskundig?“ Der Engel entgegnete ihm: „Ich werde mit dir reisen; ich bin auch des Weges kundig.“
- 12,11-15: Ich will euch gegenüber nichts verbergen; ich sagte es ja schon: Das Geheimnis eines Königs zu verbergen, ist recht, die Werke Gottes aber zu offenbaren, ist ruhmvoll. Nun denn, als du betetest, du und deine Schwiegertochter Sara, brachte ich euer Gebetsopfer vor den &Mac226;Heiligen’, und als du die Toten begrubst, stand ich dir auch zur Seite. Als du unverzüglich aufstandest und sogar deine Mahlzeit stehen ließest, um hinzugehen und dich des Toten anzunehmen, blieb mir diene gute Tat nicht verborgen, sondern ich war bei dir. Wohlan, Gott hat mich gesandt, dich und deine Schwiegertochter Sara zu heilen. Ich bin Raphael, einer von den sieben heiligen Engeln, die die Gebete der Heiligen darbringen und zu der Majestät des &Mac226;Heiligen’ Zutritt haben.“
- Es ist nicht schwierig, die Gestalt des leidenden Christus mit der Dornenkrone und den Wundmalen zu erkennen. Er ist aber entkleidet und nicht mit einem roten Gewand angetan, wie in der Prophetie des Jesaja. Die großen Tropfen von Blut, die herunter fallen, lassen an den Wein denken, der in der Kelter gepresst wird. Sie fallen auf das kleine Viereck im unteren Teil des Fenster, das zugleich durch seine Öffnung auf die Kelter, aber auch - mit seinem Kreuz in der Mitte - auf den eucharistischen Tisch hinweist.
- Vom Kreuz, das auf der Gestalt des Christus lastet, gehen - wie von einem Hauptstamm - die Weintrauben aus. Das erinnert an die Worte im Johannesevangelium (Joh 15,1-3). So sieht man auch, wo wir mit dem Herrn fruchtbar vereinigt sein müssen, damit wir Frucht bringen: am Baum des Kreuzes.
- In dem oberen Glasfenster kann man die schon reifen Weintrauben sehen, mit den Reblingen, die nunmehr verdorrt sind. Die Zeit der Weinernte ist da, und schon ist die Sichel des Engels angelegt, um die Reben vom Stamm abzuschneiden (vgl. Offb 14,17-20).
- Und das Wort Gottes erfüllt sich - im Leiden Jesu, in der Teilnahme am Kelch des neuen Bundes in seinem Blut - in einer ewigen Fruchtbarkeit.
Biblischer Bezug:
Joh 15,1-3 - Joh 6,54-57 - Mt 26,27-28 - Offb 14,17-20 - Jes 63,1-3
- Joh 15,1-3: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, nimmt er weg, und jede, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe. Schon seid ihr rein, und zwar des Wortes wegen, das ich zu euch gesagt habe.
- Joh 6,54-57: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise, und mein Blut ist ein wahrer Trank. Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und wie ich lebe durch den Vater, wird auch jener, der mich isst, leben durch mich.
- Mt 26,27-28: Und er nahm einen Kelch, sagte Dank, gab ihnen und sprach: „Trinket alle daraus, denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“(vgl. 2 Mos 24,8).
- Offb 14,17-20: Und ein anderer Engel trat aus dem Tempel im Himmel; auch er hatte eine scharfe Sichel. Ein weiterer Engel kam vom Altare her; er hatte Macht über das Feuer, und er rief mit lauter Stimme dem zu, der die scharfe Sichel hatte: „Leg deine scharfe Sichel an und ernte die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif!“. Und der Engel legte seine scharfe Sichel an die Erde und sammelte die Ernte vom Weinstock der Erde und schüttete sie ein in die große Kelter des Zornes Gottes. Und die Kelter wurde getreten außerhalb der Stadt, und es floß Blut aus der Kelter bis hinan zu den Zügeln der Pferde, sechzehnhundert Stadien weit.
- Jes 63,1-3: Wer ist’s, der da von Edom kommt, in hochroten Kleidern von Bozra? Der im herrlichen Prachtgewand aufgereckt schreitet in der Fülle seiner Kraft? „Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet und groß ist im Helfen!“ Warum aber ist rot dein Gewand, deine Kleider wie die eines Keltertreters? „Die Kelter trat ich allein, von den Völkern stand niemand mir bei. Ich trat sie nieder in meinem Zorn, zerstampfte sie in meinem Grimm; es spritzt ihr Saft an meine Kleider, und alle meine Gewänder besudelte ich.“
- Bezeichnenderweise befindet sich dieses Fenster auf der Apsiswand seitlich vom Tabernakel. Es stellt die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria dar und somit den Augenblick der Menschwerdung des eingeborenen Sohnes Gottes. Menschwerdung Gottes im Schoß Marias und Eucharistie sind zwei innerlich miteinander verbundene Geheimnisse. In einer wunderbaren Antiphon singt die Kirche: Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren von Maria, der Jungfrau.
- Im Fenster sieht man den Erzengel, der wie in einem Wirbel von Flügel und Feuer herabkommt, um Maria die Botschaft zu bringen. Maria ist gesammelt in einer tief innerlicher Gebetshaltung: ein Bild von einmaliger lyrischer Ausdruckskraft.
- Vor ihr ist etwas wie der Gitterzaun eines Gartens. Er ist das Symbol Marias, die der „Hortus conclusus“ ist, der geschlossene Garten, zu dem nur Gott Zutritt hat.
- Zwischen dem Engel und ihr ist ein grünender Zweig, der eine Blume trägt; er deutet auf die Verwirklichung der Prophezeiung des Jesaja hin: „Doch wächst hervor ein Reis aus Isais Stumpf, ein Schössling bricht aus seinen Wurzeln hervor. Auf ihn lässt sich nieder der Geist des Herrn“ (Jes 11,1-2a). Es ist der Messias, der Sohn Davids, den Maria, indem sie das Wort Gottes im Glauben annimmt, dem Volk Israel und der ganzen Menschheit schenkt.
- Zusammen mit dem Fenster über die Himmelfahrt der Gottesmutter kann dieses Fenster, auch wenn es auch primär dem Erzengel Gabriel gewidmet ist, als ein zweites marianisches Fenster betrachtet werden. Beide zusammen stellen den Anfang- und Schlussaugenblick der Botschaft des Lebens dar, die das menschgewordene Wort Gottes den Menschen gebracht hat.
- Gabriel bedeutet Kraft Gottes. Im Alten Testament verkündet er dem Propheten Daniel die 70 Wochen, die man noch bis zur Ankunft des Messias warten muss (vgl. Dan 9,20-27). Im Neuen Testament verkündet er dem Zacharias die bevorstehende Geburt des Johannes, als der Prophet, der vor dem Messias im Geist und in der Kraft des Elias hergehen wird, um dem Herrn ein wohlgeordnetes Volk zu schaffen (vgl. Lk 1,17).
- Maria bringt er nun die endgültig befreiende Botschaft. Er ist wirklich die Kraft Gottes, weil im Kommen Christi, das er verkündet, die Allmacht Gottes selbst am Werk ist, die eine neue Schöpfung bewirkt, den Teufel besiegt und den Tod überwindet.
Biblischer Bezug:
Lk 1,26-38
- Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt Galiäas, mit Namen Nazareth, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Manne aus dem Hause David, namens Joseph, und der Name der Jungfrau war Maria. Und er trat bei ihr ein und sprach: „Sei gegrüßt, Begnadete, der Herr ist mit dir [, du bist gebenedeit unter den Frauen].“ Sie aber erschrak bei dem Wort und dachte darüber nach, was dieser Gruß bedeute. Der Engel sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden bei Gott! Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären und seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden; Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird herrschen über das Haus Jakob ewiglich, und seines Reiches wird kein Ende sein.“
- Maria sprach zum Engel: „Wie wird dies geschehen, da ich einen Mann nicht erkenne?“ Der Engel antwortete ihr: „Heiliger Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten; darum wird auch das, was geboren wird, &Mac226;heilig, Sohn Gottes’ genannt werden. Siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie empfing einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat für sie, die als unfruchtbar galt; denn &Mac226;bei Gott ist kein Ding unmöglich’ (vgl. 1 Mos 18,14)“. Maria sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort!“ Und der Engel schied von ihr.
- Der Schutzengel ist dargestellt, als ob er das ihm anvertraute Kind zwischen seinen Armen und wie auf seinen Knien hielte. Der Schutz des Engels gilt aber nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen. Der Jünger Christi bleibt in seiner Beziehung zu Gott immer in der Haltung eines Kindes: Der Herr hat ja gesagt: „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen“ (vgl Mk 10,15).
- Oberhalb des Engels ist so etwas wie eine aufsteigende Bewegung der Flügel zum Himmel wahrzunehmen, die sich wie zu einem eingefriedigten Raum öffnen, wie zu einem Ort der Ankunft. Wir sind Pilger und das irdische Leben ist in Gefahr, bis man ins Haus des Vaters gelangt, der im Himmel ist. Der Schutzengel ist auch ein Ausdruck der Sorge des Vaters, die sich nie von seinen gefährdeten Kindern trennen kann.
- Der Psalm 91 stellt dem Beter vor Augen, wie er in der Liebe und Sorge Gottes geborgen ist, der auch die Engel zu seinem Schutz entbietet: „Der du wohnst im Schutz des Höchsten, weilst im Schatten des Allmächtigen, sprich zum Herrn: ’Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!’... Denn seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß an keinen Stein stoße.“
- Das Fest der Schutzengel wird von der Kirche am 2. Oktober gefeiert.
Biblischer Bezug:
Mt 18,10
-
„Seht zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.“