Grußwort von Nuntius Eterovic beim Festakt zum 95. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.

Hubertussaal auf Schloß Nymphenburg zu München, 18. Juni 2022

Exzellenzen,

meine sehr geehrten Damen und Herren!

Der 16. April fiel im Jahre 1927 wie auch in diesem Jahr auf einen Karsamstag. Doch als Joseph Aloisius Ratzinger in Marktl am Inn geboren wurde, feierte die Kirche bereits am Morgen des Samstag die Auferstehung Jesu Christi, so dass der Neugeborene am selben Tag mit dem geweihten Osterwasser getauft worden ist. Geburt und Wiedergeburt durch das österliche Geheimnis fallen im Leben von Papst em. Benedikt XVI. auf ein und denselben Tag. In das Ostergeheimnis hinein fiel auch in diesem Jahr der Geburtstag, doch nun an dem ruhigsten Tag des Kirchenjahres, an dem die Kirche nicht nur das Glaubensgeheimnis bedenkt, dass Christus gestorben ist und begraben wurde, sondern „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ war, um zu verwirklichen, was der Wille seines himmlischen Vaters ist, „denn er will, dass alle Menschen gerettet werden“ (1 Tim 2,4). Durch sein ganzes Leben als Priester, Bischof, Kardinal und Papst hat sich Joseph Ratzinger-Papst Benedikt XVI. von diesem göttlichen Heilswillen in Dienst nehmen lassen, hat seine menschliche Kraft und Talente eingesetzt, den Menschen zu den Quellen des Heils zu führen, die uns in Jesus Christus erschlossen worden sind. Und so ist es würdig und recht, dass wir heute dem emeritierten Papst in festlichem Rahmen für sein Leben und Wirken danken.

Der Heilige Vater Franziskus, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten, hat Papst em. Benedikt XVI. in der Karwoche besucht, um ihm seine Glück- und Segenswünsche zu diesem seltenen Geburtstag zu überbringen. Ich selbst blicke zurück auf eine fruchtbare Zeit der Zusammenarbeit als Generalsekretär der Bischofssynode von 2004 bis 2013 in Rom. Als Mitarbeiter von Papst Benedikt XVI. habe ich erlebt, wie fruchtbar diese Arbeit aufgrund seiner weisen Führung war und wegen seiner Bereitschaft, die wertvollen Ratschläge der Synodenväter anzunehmen. Er war offen dafür, verschiedene Reformen des synodalen Prozesses umzusetzen, damit dieser dynamischer, lehrreicher und vorausschauender gestaltet werden konnte. Während des Pontifikates von Papst Benedikt XVI. waren es drei Ordentliche Generalversammlungen und zwei Sonderversammlungen, bei denen ich in enger Verbindung mit ihm arbeiten durfte. Die Themen dieser Versammlungen sind bis heute von höchster Aktualität: die Eucharistie – Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche (2005) und das Nachsynodale Apostolische Schreiben Sacramentum Caritatis; die Bischofssynode zum Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche (2008) und das daraus resultierende Schreiben Verbum Domini, sowie die 13. Ordentliche Generalversammlung im Jahr 2012, bei der unter anderem die heilige Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin erhoben wurde: Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens. Diese Kernthemen, die den Petrusdienst eines heiligen Johannes Paul II. und von Papst Benedikt XVI. verbinden, strahlen aus bis in unsere Tage und in das Pontifikat des Heiligen Vaters Franziskus. Verschiedene Anregungen (propositiones) der Synodenväter finden sich im Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute vom 24. November 2013. Die Sonderversammlungen des Jahres 2009 über die Kirche in Afrika und 2011 zur Kirche im Mittleren Osten unterstreichen, wie sehr sich Papst Benedikt XVI. als Hirte der Universalkirche verstanden hat. Auch diese Themen bleiben sehr aktuell, was in den Nachsynodalen Apostolischen Schreiben zum Ausdruck kommt: Die Kirche in Afrika im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens (2011) und Die Kirche im Nahen Osten, Gemeinschaft und Zeugnis (2012).

Seit dem Ende seines Dienstes als Bischof von Rom lebt Papst Benedikt XVI. als Emeritus im Vatikan und widmet sich vor allem dem Gebet für Kirche und Welt. Sein lebendiger Geist ist ihm geblieben, auch wenn seine körperliche Gebrechlichkeit zunimmt und er selbst davon spricht, er werde bald vor dem endgültigen Richter seines Lebens stehen (vgl. Brief vom 06. Februar 2022). Doch ich habe keinen Zweifel daran, dass er bis zum letzten Atemzug erfüllen wird, was er selbst als Leitwort über seinen Dienst als Bischof und Papst gestellt hat, nämlich Mitarbeiter der Wahrheit zu sein. Er ist ein herausragender jener cooperatores veritatis, dem ich dankbar zurufe: der gute und barmherzige Gott segne Euch.

Ich danke Ihnen.

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