Predigt von Nuntius Eterovic am Ostersonntag

Apostolische Nuntiatur, 12. April 2020

(Apg 10,34.37-43; Ps 118; Kol 3,1-4; Mt 20,1-9)

Hoher Ostersonntag – LJ A

„Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt“ (Apg 10,40).

Liebe Schwestern und Brüder!

Voller Freude danken wir dem guten und barmherzigen Gott für das Geschenk des Glaubens an die Auferstehung Jesu Christi, seines Eingeborenen Sohnes. Nur durch den Glauben, der vom Heiligen Geist geschenkt wird, haben wir Zugang zum verherrlichten Leben Jesu Christi, das er mittels seiner Passion und seines Todes wiedererworben hat. Danke, Herr, für die Hoffnung, die Du uns durch Deine Auferstehung vermittelst. Danke für die Einsicht, dass der Tod nicht das letzte Wort in unserem Leben hat, sondern lediglich der Übergang zum ewigen Leben für alle ist, die sich danach sehnen, vereint mit Dir, Herr und Erlöser, zu leben! Unsere Freude ist groß, und wir können sie nicht allein für uns behalten. Es drängt uns kraftvoll von innen her, sie mit allen zu teilen, denen wir begegnen, mit allen Menschen guten Willens. Zuoberst teilen wir sie mit den Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie leiden und im Begriff sind, Jesus in den Tod und ins Grab zu folgen. Sie mögen beharrlich daran glauben, dass der auferstandene Herr sie nicht vergisst. Auch diese Brüder und Schwestern werden die mächtige Stimme des Herrn hören, und beim Jüngsten Gericht werden sie zum ewigen Leben auferstehen. Dieser Glaube schenkt nicht nur den Menschen Hoffnung, die aktuell gegen den hinterhältigen Feind kämpfen, sondern uns alle, die wir eines Tages sterben werden. Als Christen glauben wir standhaft, dass der Tod für uns ein womöglich schmerzhafter Übergang zum ewigen Leben ist, das wir in der Einheit mit dem Herrn Jesus und in seinem Tod und durch seine Auferstehung erreichen können.

Liebe Brüder und Schwestern, das heutige Evangelium des Heiligen Johannes zeigt uns, dass die Jünger nicht darauf vorbereitet waren, die Auferstehung Jesu Christi zu erfassen (I). Der Glaube daran ist nämlich eine Kraft, die das Leben der Menschen verändert und sie zu Zeugen des auferstandenen Herrn macht (II).

1. Der Auferstandene erleuchtet die Schriften

Oft hat Jesus Christus von seiner Erhöhung, seinem Aufbruch, seiner Erweckung und Auferstehung gesprochen, doch die Jünger verstanden diese Dinge nicht. Das zeigt unter anderem die Reaktion von Maria Magdalena, die den Meister zutiefst liebte. Angesichts des leeren Grabes glaubte sie, jemand habe „den Herrn aus dem Grab weggenommen“ (Joh 20,2). Auch Petrus und Johannes waren von dem, was geschehen war, überrascht. Als sie das leere Grab sahen, erkannten sie, dass sich etwas Merkwürdiges zugetragen hatte. Hätten Räuber den Leichnam Jesu gestohlen, wieso sollten sie die Leinenbinden auf dem Boden und das zusammengebundene Schweißtuch an einen anderen Platz legen? Über diese Zeichen, mit denen man sich dem Glauben an die Auferstehung nähert, denkt der Evangelist Johannes nach. Und er fasst seine Erfahrung mit den Worten zusammen: „Er sah und glaubte“ (Joh 20,8). Dabei handelte es sich noch nicht um einen festen Glauben, denn der Evangelist fügt hinzu: „Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse“ (Joh 20,9). Somit erleuchtet allein der auferstandene Herr die Schriften, die auf verhüllte Weise seine Auferstehung vorhergesagt hatten. Außerdem enthüllt der auferstandene Jesus vor allem durch seine Erscheinungen vor den Jüngern den Sinn seiner Aussagen zur Auferstehung.

2. Die Zeugen der Auferstehung

Aus dem Abschnitt des Johannesevangeliums lässt sich nicht erschließen, ob Petrus bereits das Geschenk des Glaubens erhalten hatte, als er das leere Grab sah. Nach dem Bericht der Heiligen Schrift hat er wie auch die übrigen Apostel möglicherweise diese Gnade mit den Erscheinungen des Auferstandenen empfangen. Kraft dieser Erfahrung konnte Petrus im Haus des Hauptmanns Kornelius den Kern der österlichen Botschaft verkünden: Die Ereignisse in Judäa und Jerusalem, da Jesus Christus getötet und „an den Pfahl gehängt“ wurde, „Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt“ (Apg 10,39-40). Eine solche Tat konnte nicht verborgen bleiben, denn Jesus selbst hatte „geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen: Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten“ (Joh 10,42). Dies sollte nicht allein beim erwählten Volk Israel geschehen, sondern bei allen Völkern der Welt. Geführt vom Heiligen Geist hatte Petrus die universale Bedeutung dieser guten Nachricht erkannt und sie dem Kornelius und seiner Familie verkündet, die Heiden waren. Seine Verkündigung, das Kerygma (κήρυγμα) ist beispielhaft für das, was jede christliche Verkündigung enthalten muss.

Der Heilige Paulus machte ebenfalls die Erfahrung des auferstandenen Herrn. Jesus Christus ist ihm auf dem Weg nach Damaskus erschienen, wo er sich daraufhin mit den Christen identifiziert hat, die er als Saulus verfolgt hatte (Apg 9,1-22). Dank der Gnade des Heiligen Geistes, der Gabe des auferstandenen Jesus, konnte Paulus die Bedeutung der Auferstehung für das Leben jedes Christen erschließen. Die Auferstehung des Herrn Jesus hat einen universalen Wert. Vor allem durch die Taufe sind die Christen mit ihm vereint. In diesem Sakrament stirbt der alte Mensch und erhebt sich das neue Leben. Im Tod wie im Leben ist der Christ mit dem Auferstandenen vereint, der in seiner Kirche gegenwärtig ist. Was den Tod betriff, sagt der Völkerapostel: „Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3). Was jedoch das Leben angeht, so ermahnt der Heilige Paulus, sich der christlichen Berufung würdig zu erweisen: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,1-2). Dieser Weg führt auch die Christen zur Herrlichkeit, die der Auferstandene schon in Fülle besitzt: „Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4).

Liebe Brüder und Schwestern, danken wir Gott, dem Vater, Sohn und Heiligem Geist für das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi, des Menschen und Gott. Dieses wunderbare Ereignis, das größte in der menschlichen Geschichte und das über sie hinausgeht, weil alle drei Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit daran wirken. Daher sei dem dreieinen Gott Ehre und Verherrlichung jetzt und alle Zeit, wie von Ewigkeit zu Ewigkeit. Jeder Christ verstärkt die empfangene Gnade, wenn er sich mit dem Lob aller Glieder der Kirche wegen des großen Sieges des Herrn über Sünde und Tod vereint. Dieses glorreiche Geheimnis ist sodann als das unverhoffte Fest des Lichtes, der Freude und des Lebens imstande, den kleinen und großen Leiden, denen wir im Lauf des Lebens ausgeliefert sind, Sinn zu schenken. Vereinen wir unseren Lobgesang mit dem aller Heiligen im Himmel, besonders mit dem der seligen Jungfrau Maria, der Königin des Himmels, und rufen wir voll Glaubensfreude: „Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserm Gott“ (Offb 19,1). „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre, Lob und Herrlichkeit“ (Offb 5,11). Amen.

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