Geschichte

Berliner Nuntiatur

Nuntiatur in Deutschland

Apostolische Nuntiaturen als ständige Vertretungen des Papstes gibt es im Hinblick auf das Territorium Deutschlands seit dem 16. Jahrhundert: zunächst am Kaiserhof in Wien (Vincenzo Pimpinella:1529-1531), dann in Köln (Giovanni Francesco Bonomi:1585-1587), und in München, wo am 7. Juni 1784 Cesare Zoglio akkreditiert wurde. Hier gab es eine Nuntiatur bis 1934.

Im Jahre 1920 wurde durch Übereinkunft mit dem Deutschen Reich in Berlin eine Apostolische Nuntiatur eingerichtet und Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., seit 1917 Nuntius in München, zum ersten Nuntius ernannt. Da es in Berlin noch kein Nuntiaturgebäude gab, blieb Pacelli bis zum Abschluss des Konkordats mit Bayern (Ratifizierung am 24. Januar 1925) residierte er aber weiter in München, da er auch weiterhin als päpstlicher Vertreter bei der bayerischen Regierung amtierte. Im Jahr 1925 zog Pacelli nach Berlin in das Nuntiaturgebäude in der Rauchstraße. Von 1925 bis 1929 war er in Personalunion mit seiner Funktion beim Deutschen Reich auch Apostolischer Nuntius in Preußen (das Preußenkonkordat wurde am 19. August 1929 ratifiziert).

Eugenio Pacelli

Nachfolger Pacellis als Nuntius in Berlin bei der Reichsregierung und in Preußen (hier bis 31. Mai 1934) wurde Cesare Orsenigo. In der Nacht vom 22. zum 23. November 1943 wurde die Berliner Nuntiatur in der Rauchstraße durch Bomben zerstört. Schon vorher hatte Nuntius Orsenigo auf Drängen der Reichsregierung seinen Sitz nach Schloss Prötzel in der Nähe von Strausberg verlegen müssen und zog schließlich wegen des Vorrückens der Russen Ende Januar 1945 nach Nedlitz bei Potsdam um. Unter der Voraussetzung, dass P. Gehrmann SVD mit einem quasidiplomatischen Status in Berlin Michaelkirchplatz 3 die Geschäfte des Nuntius führte, durfte er im Februar 1945 nach Eichstätt übersiedeln, wo er am 1. April 1946 starb.

Cesare Orsenigo

Nach dem Tode von Nuntius Orsenigo wurde 1946 der amerikanische Bischof von Fargo, Aloysius Muench zum „Apostolischen Visitator und Leiter der Päpstlichen Mission für die Flüchtlinge in Deutschland“ mit Sitz in Kronberg/T. und Armeebischof der US-Streitkräfte in Deutschland ernannt, 1949 zum Verweser der seit dem Tod von Nuntius Orsenigo vakanten Apostolischen Nuntiatur.

Aloysius Muench

Zwei Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde Muench im Jahre 1951 erster Apostolischer Nuntius in Bonn und bezog als seine Residenz den sogenannten Turmhof in Bad Godesberg-Plittersdorf. Erzbischof Muench war bis Dezember 1959 Apostolischer Nuntius in Bonn. Ihm folgten Corrado Bafile (1960-1975), Guido del Mestri (1975-1984), Josef Uhač (1984-1991) und Lajos Kada (1991-1995).

Corrado BafileGuido del MestriJosef UhacLajos Kada

Giovanni Lajolo

Im Dezember 1995 wurde Erzbischof Giovanni Lajolo zum Nuntius ernannt, zu dessen Aufgaben u. a. die Verlegung des Sitzes der Nuntiatur nach Berlin gehört.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands hat der deutsche Bundestag beschlossen, Berlin wieder zum Regierungssitz zu machen. Infolgedessen ist der Apostolische Nuntius - auch als Doyen des Diplomatischen Corps - verpflichtet, seine Residenz am Sitz der Bundesregierung zu nehmen. Das alte Nuntiaturgebäude in der Rauchstraße wurde im Krieg schwer beschädigt und dann ganz abgerissen, das Gelände an das Bistum Berlin abgetreten. Da die Stadt Berlin das alte Diplomatenviertel neu gestalten wollte, wurde 1981 das Gelände der alten Nuntiatur auf Drängen der Stadt an diese veräußert. Für den notwendig gewordenen Neubau der Nuntiatur wurde schließlich ein im Besitz des Erzbistums befindliches Grundstück neben der St. Johannesbasilika im Bezirk Neukölln gefunden, auf dem das neue Gebäude inzwischen errichtet worden ist. Im November 2003 wurde Erzbischof Lajolo als Nachfolger von Kardinal Tauran zum Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls ernannt.

Erwin Josef Ender

In Berlin folgte ihm Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender, der bisher Vertreter des Heiligen Stuhls in der Tschechischen Republik war. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 25. November 2003. Am 30. September 2007 ging er in den Ruhestand.

Jean-Claude Perisset

Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset wurde am 15. Oktober 2007 von Papst Benedikt XVI. zum Apostolischen Nuntius in Deutschland ernannt. Am 21. September 2013 nahm Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch aus Altersgründen an.